Einzelprojekte

Asymmetrien in Relativsätzen im Westgermanischen

Das Projekt hat zum Ziel, neue Erkenntnisse in die syntaktischen und morphologischen Faktoren zu gewinnen, die der für europäische Sprachen typische Relativisierung zugrunde liegen. Das Projekt untersucht insbesondere die Verteilung der Relativmarkierer im Westgermanischen und strebt an, die beobachtete Variation durch ein grundsatzorientiertes Vorgehen zu erklären. Westgermanische Sprachen stellen ein ideales Testfeld für die formalen Eigenschaften von Relativsätzen dar, da diese Sprachen verschiedene Relativmarker (unveränderliche Komplementierer und flektierte Relativpronomina) und deren Kombinationen zulassen, was insbesondere typologisch gesehen keineswegs üblich ist, zumal finite Relativsätze nicht in allen Sprachen belegt sind. Da westgermanische Sprachen mehrere Optionen aufweisen, können Unterschiede zwischen diesen Optionen eher auf die formalen Eigenschaften dieser Elemente als auf andere Unterschiede zwischen den Sprachen zurückgeführt werden, die von unabhängigen Faktoren bestimmt werden.Das Projekt hat zwei grundlegende Annahmen. Erstens wird angenommen, dass der Ursprung der verschiedenen Relativmarker (interrogativ oder demonstrativ) einen Einfluss darauf hat, welche Elemente in welchen Konstruktionen auftreten können und wie Pronomen und Komplementierer kombiniert werden können. Diese Hypothese muss untersucht werden, da sie in der Literatur nicht im Detail analysiert wurde. Zweitens wird angenommen, dass die Wahl zwischen der Pronomenstrategie und der Komplementiererstrategie durch die Funktion beeinflusst wird, die der Lücke im Relativsatz (Subjekt, direktes Objekt usw.) entspricht. Diese Annahme ergibt sich aus der Zugänglichkeitshierarchie von Nominalphrasen. Die spezifischere Hypothese in diesem Zusammenhang ist, dass während angenommen wird, dass sich Komplementierer von der nicht markierten Subjektfunktion ausbreiten (da sie die Lücke nicht overt identifizieren), Relativpronomen sich entweder von der nicht markierten Subjektfunktion (aufgrund von Frequenzeffekten) oder von niedrigeren Funktionen ausbreiten können (da sie die Lücke offen identifizieren). Schließlich werden in beiden Fällen in einem System, das sowohl die Komplementierer- als auch die Pronomenstrategie beibehält, Komplementierer mit höheren Funktionen und Pronomina eher mit niedrigeren Funktionen assoziiert werden. Diese Hypothese muss ebenfalls überprüft werden, da die bisherige Literatur diesbezüglich nur teilweise Einblicke bietet. Es bleibt in diesem Zusammenhang auch die Frage, wie sich die Verteilung im Laufe der Zeit ändert und inwieweit die spezifischen Eigenschaften germanischer und allgemein typologischer Implikationen zutreffen.Da das Projekt stark theoretisch orientiert ist, ist es ein wichtiges Ziel, Analysemöglichkeiten bekannter Muster zu erörtern. Zudem beinhaltet das Projekt Fragebögen und Experimente zu Grammatikalitätsurteilen. Des Weiteren wird die Untersuchung diachroner Daten die Verwendung von annotierten Korpora mit einbeziehen.

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Schlagworte

Germanische Sprachen, Grammatik, Korpus <Linguistik>
Westgermanische Sprachen; Relativsatz

Institution

Universität Konstanz
Deutschland