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  1. Poesie der Wissenschaften : Enzensberger "Mausoleum" im Licht des "scientific turn" der Gegenwartsliteratur
    Autor*in: Röhnert, Jan

    Die siebziger Jahre bescherten der deutschsprachigen Literatur (und nicht nur ihr) im Westen (aber auch, unter anderen Vorzeichen, im Osten - man denke an Heiner Müllers Hamletmaschine) das Ende der gesellschaftlichen Utopien, zu deren Umsetzung sie... mehr

     

    Die siebziger Jahre bescherten der deutschsprachigen Literatur (und nicht nur ihr) im Westen (aber auch, unter anderen Vorzeichen, im Osten - man denke an Heiner Müllers Hamletmaschine) das Ende der gesellschaftlichen Utopien, zu deren Umsetzung sie noch ein paar Jahre zuvor, im Schlepptau der Studentenbewegung leidenschaftlich mit aufgerufen hatte, und sei es um den Preis ihrer eigenen Abschaffung: "Der Tod der Literatur", wie damals das von Karl Markus Michel und Hans Magnus Enzensberger herausgegebene Kursbuch 15 (1968) betitelte, schien allemal der gesellschaftlichen Erstarrung und dem durch die "Bewußtseinsindustrie" (ein Enzensberger Wort) produzierten "falschen Bewußtsein" (Karl Marx) vorzuziehen, das die Literatur als etablierte bürgerliche Kulturpraxis nur weiter zu zementieren helfen würde. Wie ernst es der Literatur tatsächlich mit der eigenen Negation war, zeigt nicht zuletzt jedoch Enzensbergers eigenes Beispiel, der sich im Laufe der siebziger Jahre, gleich vielen seiner Kollegen, vom Sympathisanten der Studentenbewegung zum kritischen Solitär hin entwickelte.

    Als Solitär, der es gleichwohl stets verstand, das intellektuelle Zentrum seiner Generation in Deutschland zu repräsentieren, war Enzensberger allerdings schon mit seinem Debüt als Lyriker in den späten fünfziger Jahren in der damaligen Bundesrepublik aufgetreten (Verteidigung der Wölfe, 1957). Das politische Engagement, das er besonders als Mitherausgeber des Kursbuchs (1965-1975) Ende der sechziger Jahre dezidiert seiner literarischen Aktivität, zumal dem Schreiben von Gedichten, vorgezogen hatte - seine Lyrik blieb über ein Jahrzehnt lang, seit dem Band Blindenschrift (1964), ohne Fortsetzung -, machte in den siebziger Jahren jedoch der Reflexion über die Unmöglichkeit Platz, die eigene kritisch-poetische Individualität ins Korsett einer ideologischen Bewegung einschnüren zu können.

     

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    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Schlagworte: Enzensberger, Hans Magnus; Mausoleum; Technischer Fortschritt <Motiv>
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  2. Durch die Wüste : Erlebnis und Archetyp in Oskar Loerkes Nordafrika-Poetik
    Autor*in: Röhnert, Jan

    In seinem Buch 'Die Verortung der Kultur' analysiert Homi Bhabha das Verhältnis zwischen Literatur, Blasphemie und dem Heiligen. Ihm zufolge ist Blasphemie nicht lediglich eine säkularisierte Fehldarstellung des Heiligen, sondern vielmehr ein Moment,... mehr

     

    In seinem Buch 'Die Verortung der Kultur' analysiert Homi Bhabha das Verhältnis zwischen Literatur, Blasphemie und dem Heiligen. Ihm zufolge ist Blasphemie nicht lediglich eine säkularisierte Fehldarstellung des Heiligen, sondern vielmehr ein Moment, in dem der Inhalt einer kulturellen Tradition im Akt der Übersetzung überwältigt oder verfremdet wird. Bezugnehmend auf Salman Rushdies Roman 'Die Satanischen Verse' stellt Bhabha fest, dass Rushdie einen Raum diskursiver Gegenüberstellung eröffne, der die Autorität des Korans in eine Perspektive des historischen und kulturellen Relativismus hineinstelle.

    Zwei Erkenntnisse möchte ich in diesem Ansatz herausheben: Erstens die Kategorie der Übersetzung, die darin besteht, andere artikulatorische Positionen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Die zweite Erkenntnis betrifft den historischen und kulturellen Relativismus. Dieser Relativismus ist meines Erachtens für die Heiligkeitsdeutung von entscheidender Bedeutung, da er jegliche festgefahrene und absolute Deutung des Heiligen zunichte macht und die Polyphonie bzw. die Vielfalt der Heiligkeitsauffassungen zulässt. Insbesondere in einem Lebenskontext, der zunehmend von religiöser und kultureller Pluralität gekennzeichnet ist, ist eine solche Vielfalt entscheidend.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    ISBN: 978-3-7092-0271-3
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Loerke, Oskar; Pansmusik; Nordafrika <Motiv>; Poetik
    Lizenz:

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