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  1. "Für mich ist er kein freier Mensch gewesen", Cioran, Nietzsche und der Nietzscheanimus

    Die Aufspaltung von Nietzsches Werk in ein literarisches Stilphänomen und ein Konglomerat widersprüchlicher Ideen bestimmte die Rezeption schon frühzeitig. Gewiss sprach aus solcher Spaltung ein Wunsch nach Eindeutigkeit, sicherlich auch nach... mehr

     

    Die Aufspaltung von Nietzsches Werk in ein literarisches Stilphänomen und ein Konglomerat widersprüchlicher Ideen bestimmte die Rezeption schon frühzeitig. Gewiss sprach aus solcher Spaltung ein Wunsch nach Eindeutigkeit, sicherlich auch nach Vereinnahmbarkeit, wovon keine Interpretation ganz frei sein kann. Andererseits schien seit je Nietzsches Werk stärker als andere auf gewisse Konjekturen seiner Entstehung zu verweisen. Von diesen ging ein unabweisbarer Anpassungsdruck aus. Die Nietzscheinterpreten literarischer wie philosophischer Provenienz, jedenfalls die prominentesten, suchten diesem Druck durch bestimmte geistige Attitüden zu entsprechen - durch Imitation oder durch Ideologisierung. Imitieren ließ sich Nietzsche, sofern man ihn primär als Stilisten, sein Schreiben eher nach der Haltung denn dem Gehalt betrachtete; ideologisieren konnte man sein Denken, indem man einigen dort nachweisbaren Versatzstücken aus der philosophischen Tradition den Vorzug vor anderen gab. Der Term 'Nietzscheanismus' stand auf lange Zeit für die Verführung zum Vereinheitlichen oder zumindest Vereinseitigen, die von diesem Werk auf seine Interpreten auszugehen und es schwer zu machen schien, eine autonome Sinnzone von Verfasserintentionen gegen ihre hermeneutische Überwölbung abzugrenzen. Die Ambition, gleichermaßen die Autonomie des Interpreten und die des Werkes zu garantieren, erfuhr einen mächtigen Aufschwung mit den philologisch-kritischen Bemühungen um Nietzsche nach 1945.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Philosophie und Psychologie (100); Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Nietzsche, Friedrich; Nietzscheanismus; Cioran, Emile M.
    Lizenz:

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  2. Nietzsche lesen : Rückblick auf eine Debatte
    Erschienen: 13.09.2021

    Nietzsche ist ein Autor, der sich mit seltener Klarheit auspricht - man vergleiche eine philosophische Diktion mit der eines Hegel, eines Kant, ja selbst eines Schopenhauer! Nietzsche sagt alles, was er denkt, was aber auch heißen kann: mehr als er... mehr

     

    Nietzsche ist ein Autor, der sich mit seltener Klarheit auspricht - man vergleiche eine philosophische Diktion mit der eines Hegel, eines Kant, ja selbst eines Schopenhauer! Nietzsche sagt alles, was er denkt, was aber auch heißen kann: mehr als er denkt und denken kann, denn er folgt diszipliniert und ausschließlich seinen Stimmungen und Bedürfnissen. Wer meint, Nietzsche deuten zu müssen, der gibt damit zu verstehen, daß Nietzsche ihm zu deutlich ist - daß er ihn also auf das Niveau "vertretbarer" Aussagen und Haltungen erheben bzw. herabbringen möchte. Er wird dann "zentrale Probleme", "Grundfragen", "leitende Hinsichten", "maßgebliche Erfahrungen" usw. suchen und dabei vielleicht die Originalität von Nietzsches "Formulierung" dieser ja auch andernorts formulierten Fragen hervorheben. Nietzsches Gedanken sind aber sogleich verständlich, sie liegen offen da, dienen zu nichts anderem als den Wirklichkeiten, die sie schaffen - wer mit solchen Gedanken vorankommen will zu irgendeiner These, der wird in der Regel nur zu weiteren Gedanken Nietzsches gelangen. Der Wunsch, irgendetwas an Nietzsche "vertretbar", also diskutabel und öffentlich zu machen, stand seit je in groteskem Gegensatz zu der Intimität, in die Nietzsches Texte zwingen. Die naheliegende Verschwiegenheit über die Wirkungen eigener Nietzschelektüren kann manchmal aber auch einen äußeren Anhalt, durch Restriktionen des Sprechens, ja des Lesens finden, wie etwa in der Diskussion innerhalb der späten DDR und noch über deren Ende hinaus.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Philosophie und Psychologie (100); Literatur und Rhetorik (800); Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur (830)
    Sammlung: Passagen Verlag, Weimarer Beiträge
    Schlagworte: Nietzsche, Friedrich; Debatte
    Lizenz:

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