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  1. Mädchenliteratur im Wilhelminischen Kaiserreich und ihre pädagogischen Implikationen
    Erschienen: 2005
    Verlag:  Diplom.de, Hamburg

    Inhaltsangabe: Das literarisch gezeichnete Bild der Mädchenerziehung zu Zeiten des Kaisers Wilhelm II., ist den gesellschaftlichen Ambivalenzen angeglichen. Im Rahmen der Geschlechterpolarität bleibt das tradierte Weiblichkeitsideal unangetastet. Es... mehr

    Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
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    Inhaltsangabe: Das literarisch gezeichnete Bild der Mädchenerziehung zu Zeiten des Kaisers Wilhelm II., ist den gesellschaftlichen Ambivalenzen angeglichen. Im Rahmen der Geschlechterpolarität bleibt das tradierte Weiblichkeitsideal unangetastet. Es wird nach wie vor an die nächste Mädchengeneration herangetragen, wenn auch mit neuen Perspektiven und innovativen Überlegungen. Unhinterfragte Einstellungen des Patriarchats, die nun mit den ökonomischen und wirtschaftlichen Veränderungen korrelieren, werden allerdings thematisiert: Beispielsweise werden die Mädchen ohne standesmäßige Ausnahme zur Erwerbstätigkeit aufgefordert. Die von den jungen Mädchen gefürchteten Vernunftehen können bei eigenem finanziellen Verdienst abgelehnt werden. Für den Fall als Frau alleinstehend zu bleiben, ist die eigene Bestreitung des Lebensunterhalts von enormen Vorteil, da nicht mehr auf die finanzielle Gunst der Verwandten zurückgegriffen werden muss. Diese beruflichen Vorteile fördern die Eigenständigkeit und heben das Selbstvertrauen der Mädchen. Zudem gewinnen sie neue Perspektiven für ihre Lebensgestaltung. Ihre Identität müssen sie nicht mehr allein von dem Status ihrer Familie oder ihres Mannes ableiten, sondern sie können sich über ihren Beruf definieren. Die Mädchen sollen animiert werden, sich mit ihrer Rolle innerhalb der gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinanderzusetzen und sich darin einzufinden. (vgl. Otto 1990, S.72 f.) Die Erziehungswerte, die in der Mädchenliteratur vermittelt werden, bzw. nach denen die verschiedenen Literatursparten konzipiert sind, gründen nach wie vor auf den von Malvine von Steinau eingeführten Begriffs, der "weibliche Takt". Darunter verbergen sich sämtliche archaisch geprägten weiblichen Tugenden, die in den vorherigen Kapiteln eingehend erörtert worden sind. Von den gedrillten und antrainierten Verhaltensweisen der Bescheidenheit, Reinlichkeit, Folgsamkeit und Selbstverleumdung kann sich die Wilhelminische Generation noch nicht trennen. Dies trifft vor allem auf die höheren gesellschaftlichen Stände zu, die nach wie vor größten Wert auf äußerliche Repräsentanz legen. Die dahin rollenfixierte Mädchenerziehung ist auf die von der Gesellschaft an sie gerichteten Aufgaben und Erwartungen zugeschnitten. Um das Erziehungsziel einer perfekten jungen Dame zu erzwingen, wird auf die beliebten psychologischen Mittel der internalisierten Schuldhaftigkeit und den Liebesentzug zurückgegriffen. Die Mischung aus tradierten, genuinen Eziehungswerten und der Aufnahme des innovativen Gedankens der Notwendigkeit einer beruflichen Tätigkeit, geht mit den Ansichten der gemäßigten Frauenbewegung konform. Denn die natürliche Rolle der Frau bleibt bestehen, wobei sie gleichzeitig an die neuen gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst wird. Für die niederen Stände sind die Mädchenbücher als Richtlinien zu verstehen, an die sie sich in der Öffentlichkeit halten können, um möglichst nicht unangenehm aufzufallen. Aufgrund der dargestellten andersartigen Lebensweise der höheren Töchter, haben die typischen Mädchenbücher weniger direkten Einfluss auf die proletarischen Mädchen. Ihre Erziehung ist darauf ausgerichtet, überhaupt existieren und im Leben bestehen zu können. Dennoch verweisen sämtliche Mädchenlektüren darauf, dass deren Inhalte ebenso für Mädchen der weniger gut situierten Schichten sinnvoll seien, schließlich könne das Wissen um geziemtes Verhalten nie schaden. Die Mädchenliteratur ist im Wilhelminischen Kaiserreich eine Literatur von Frauen für Frauen bzw. Mädchen. Sie verschreiben sich der pädagogischen Aufgabe der Wegbegleitung und der Wegbereitung. Die Mädchenbücher entstehen mit der Intention, die Mädchen zum Ziel ihrer Entwicklung zu führen. Es kann daher abgeleitet werden, dass in der Wilhelminischen Ära die Erziehung als ein Prozess gesehen wird, der mit einem konkreten Abschluss beendet ist. Die Metamorphose des Mädchens ist mit Beendigung ihrer Pensionszeit, bzw. mit ihrer Heirat, abgeschlossen, indem sie als reife, vollkommene und perfekte Dame auftritt. Die in der Mädchenliteratur dargestellten Lebensbilder sind allerdings lediglich ein Wunschprodukt der Verfasserinnen. Die geschilderte Idealerziehung ist nicht als Abbild der Realität zu verstehen, sondern sie liefert idealisierte Anschauungen, Werte und Verhaltensweisen. Ohne die Kenntnis der anthropologischen, sozialen und ökonomischen Wirklichkeit ist dies kaum möglich. Jedoch ist der Mensch mit seiner gesamten Kultur und den damit einhergehenden Denkweisen verbunden, so dass eine schriftliche Darstellung von idealisierten Normen, immer gesellschaftlich geprägt ist und somit trotzdem als Zeitzeugnis zu sehen ist. Diese literarisch verarbeitete Wunschwirklichkeit, zeigt folglich die Zwiespältigkeit zwischen den tradierten Weiblichkeitsidealen und den realen Veränderungen in Wirtschaft und Geschlechterdenken. Der Umbruch in der Erweiterung des Tätigkeitsfeldes und somit der Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen schafft eine enorme Stärkung des Selbstbewusstseins und Eigenständigkeit. Neben dem beruflich öffentlichen Einstieg ist vor allem die Konzentration auf das Pragmatische maßgebend für die Förderung der Selbständigkeit der jungen Frauen. Diese innovativ zeitgemäße Aufforderung wendet sich von dem Schöngeistigen ab und propagiert die Beschäftigung mit den Wissenschaften und dem Praktischen, was standesübergreifend wirksam ist. Der Aufbruch zur neuen Wesensdefinition der Frau schafft aber nicht nur Zuversicht auf Gleichberechtigung, sondern auch Unsicherheit. Denn aus der Angst vor unerprobten und vor allem gesellschaftlich vorerst stark negierten und kritisierten Neuem, wird an bewährtem Gedankengut festgehalten. Dieses ist in der Lage den Mädchen eine gewisse Sicherheit im Leben zu garantieren. Von diesen funktionierenden Verhaltensregeln geleitet, ist ein Mädchen in den anbrechenden, unsicheren Zeiten beschützt. Denn die Modernisierung und Industrialisierung der Lebensbereiche bringen, wie in den einleitenden Kapiteln geschildert, nicht nur positive Innovationen mit sich. So muss sich wohl auch erst die emanzipatorische Denkweise weiter entwickeln und bewähren, bevor sie von den Müttern, Erzieherinnen und Schriftstellerinnen an die nächste weibliche Generation weitergegeben wird. Die durchgängige Kritik der Realitätsferne an der mädchenspezifischen Literatur, muss folglich zurückgeschraubt werden, denn der pädagogische Anspruch, eine Hilfestellung für das Leben bieten zu können, wird auf diese vorsichtige Art und Weise gegeben. Insbesondere für das Genre der Mädchenzeitschriften kann diese Kritik nicht geltend gemacht werden. Schließlich müssen die zahlreichen Illustrierten für die arbeitende weibliche Bevölkerung mit berücksichtigt werden. Und in ihnen wird auf die Belange der Arbeiterinnen eingegangen, politische und lebenspraxis orientierte Themen aufgearbeitet und progressives Gedankengut verbreitet. Die generelle Kritik an der Behinderung einer wahren Identitätsstiftung der Mädchenbücher ist berechtigt, dennoch ist die Lektürenanalyse im Hinblick auf diesen Aspekt, eindeutig aus der Perspektive des späten 20. bzw. des 21. Jahrhunderts zu verstehen.Unser heutiges Identitäts-, Individualitäts-, Gleichberechtigungs- und Freiheitsverständnis hat es zu jener Zeit noch nicht gegeben. Die Begriffsdefinition haben sich erst entwickeln müssen und werden sich auch in Zukunft mit der Gesellschaft weiterhin verändern. Von daher ist es als wirklicher Fortschritt zu verzeichnen, dass in den Mädchenbüchern ein gedanklicher Schritt in Richtung eines eigenständigen Lebens und der damit verbundenen wahren Identität getätigt wird. Berufe werden für junge Mädchen aufgezeigt, wodurch ihnen ein gewisser Freiraum in ihrer geistigen und lebensgestalterischen Entwicklung zugestanden wird. Die Erziehung der Mädchen ist nach all dem Gelesenen in der Tat von archaisch patriarchalischen Gedankengut durchwoben und auf die Naivitätserhaltung getrimmt. Dennoch bleibt Spielraum für eine gewisse selbständige Entwicklung auf beruflicher Ebene, als auch im privaten Bereich. Und exakt dieser geringfügige, aber eigene Bewegungsraum ist der immense Sprung in die sich anbahnende, gleichberechtigte Zukunft. Die Mädchenlektüre des Wilhelminischen Kaiserreichs unterstützt somit die emanzipatorischen Bestrebungen. Sie greift tradierte Erziehungswerte auf und entwickelt sie weiter, wodurch die Mädchenliteratur innovative Denkmuster schafft und die Rezeptivität dafür in der Gesellschaft steigert. Die Autorinnen der mädchenspezifischen Lektüre leisten auf diese Weise ihren Beitrag zur freieren Mädchenerziehung- und Entwicklung.

     

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    Hinweise zum Inhalt
    Volltext (Lizenzpflichtig)
    Quelle: Verbundkataloge
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Dissertation
    Format: Online
    ISBN: 9783832485955
    Weitere Identifier:
    9783838685953
    Schriftenreihe: Geisteswissenschaft
    Schlagworte: Deutsch; Mädchenliteratur; Mädchenbildung; Geschichte 1850-1918;
    Umfang: 1 Online-Ressource (132 Seiten)
    Bemerkung(en):

    Lizenzpflichtig

    Magisterarbeit, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2004