Christian Kracht, Autor der Romane "Faserland", "1979" und "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten", und David Woodard, amerikanischer Dirigent, verbindet seit 2004 eine enge künstlerische Freundschaft. Kracht und Woodard sind gemeinsam zu den Nachkommen der Kolonie Nueva Germania in Paraguay und zu den Resten von Aleister Crowleys Abtei Thelema in Cefalu (Sizilien) gereist, haben an dem Projekt der Großen Pyramide in Deutschland mitgewirkt, an Rafael Horzons Wissenschaftsakademie in Berlin Vorträge gehalten und gemeinsame Beiträge veröffentlicht - in dieser Zeit entstanden eine Briefkorrespondenz von mehr als 1000 Briefen. "Five Years dokumentiert auf 243 Seiten die Entwicklung vom bloßen beruflichen Briefwechsel, einem langsamen Herantasten an den anderen, hin zu einem regen Austausch zwischen Kracht und Woodard, welcher sich vor allem aus der gemeinsamen Avantgarde-Attitüde speist. Die beiden sprechen sich Lob und Respekt für ihr Œuvre aus, diskutieren die Rezeption desselbigen, planen gemeinsame Reisen, wie etwa in die ehemalige Kolonialsiedlung Nueva Germania oder zu Aleister Crowleys postsatanistischer Abtei in Cefalú. Eindrucksvoll ist vor allem der Einblick in verschiedene Künstlernetzwerke oder in die Schreibwerkstatt Kracht-Woodard. Diese öffnet ihre Pforten zum Beispiel dann, wenn die beiden Autoren seitenlang an wenigen Zeilen eines gemeinsamen Artikels feilen... Bereits im Vorwort von Johannes Birgfeld und Claude Conter wird darauf hingewiesen, dass der Briefwechsel "f als Dokument hohl" sei. Was im wahrsten Sinne zwischen den Zeilen liegt – oftmals Monate des Verschwindens – muss mitgedacht werden. Um den Text mit all seinen Querverweisen, Andeutungen und seinem Insider-Wissen zu verstehen, bedarf es einer genauen Kenntnis der Vita. Zu kryptisch sind mitunter die Wortwechsel, zu ungenau die Hinweise darauf, was abseits des Mailverkehrs geschieht. Selbst wenn man die Schablone Five Years an die Künstlerkarrieren Krachts und Woodards anlegt, entwischen die beiden wieder und führen einen in die performativ erzeugte Irre. Dem Leser bleibt die rein genüssliche Lektüre" (Freitag)
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