Wer vor den Nazis floh, stand im Exil zumeist vor dem Nichts. Vor allem für Schrift-steller war der Verlust ihrer Sprache ein Desaster. Populäre Autoren wie Vicki Baum, Heinrich und Klaus Mann oder Joseph Roth entwarfen Stoffe für das große Kino, versierte Regisseure, Drehbuchschreiber und Produzenten wie Fritz Kortner, Luis Trenker und Willi Wolff bemühten sich um Verträge mit den Hollywood-Studios, und erfolgreiche Komponisten wie Ralph Benatzky schlugen sich mit Auftragsarbeiten durch. Der berühmte, in Hollywood erfolgreiche Agent Paul Kohner half ihnen dabei. Aus seinem Nachlass stammen die hier erstmals publizierten Filmerzählungen. Sie verknüpfen individuelle Konflikte und zeitgeschichtliche Katastrophen mit klassischen Genremotiven: Träume von Liebe und Glück, der Kampf ums Überleben, heroische Abenteuer werden in tragische, komische, satirische, anrührende, mitunter auch trivi-ale Geschichten, Agenten- und Crimestorys gefasst. „Wolfgang Jacobsen und Heike Klapdor, beide als Filmhistoriker mit dem Paul Kohner-Archiv bestens vertraut, ist ein reizvolles, zwischen den Genres schwebendes Lesebuch gelungen. Klaus Mann träumt da beispielsweise unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in einer Geschichte über zwei feindliche Brüder den Traum einer deutsch-französischen Aussöhnung - unverfilmbar zu seiner Zeit. Joseph Roth und Leo Mittler versetzten sich etwa zur selben Zeit in eine Geschichte um den Beginn des Ersten Weltkrieges zurück - unrettbar aus der Zeit gefallen, wie Paul Kohner meint. Fritz Kortner und Josef Than schrieben sich die traumatische Erfahrung im nationalsozialistischen Deutschland in einer psychopathologisch aufgeladenen Kolportage über Hitlers Verhältnis zu Frauen vom Leib. Der Band bietet einen Streifzug durch die Fantasiewelten der Künstler, deren hier erstmals publizierte Erzählungen um die eigene, infrage gestellte Identität ringen und sich zugleich an die Maßstäbe der Drehbuchproduktion anpassen. "In der Ferne das Glück" ergänzt die rund zwei Dutzend Originaltexte durch aufwändig recherchierte biografische, film- und literaturhistorische Kommentare. Das Buch ist ein ursprüngliches Leseerlebnis und ein informativer Beitrag zur Exilgeschichte“ (dradio.de)
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