»Nico Bleutges Libretto ist von einer lyrischen Wortkargheit und so radikalen Konzentration aufs Wesentliche, dass man kaum erkennen kann, ob die Handlung hier schwebend still steht oder rasend schnell voranschreitet. Und genau diese erstaunliche Vieldeutigkeit ist auch eine Eigenart der Musik. Sie erreicht das durch ihre klanglichen Eigenschaften, die ihr eine permanente Flüchtigkeit geben, eine Beharrlichkeit darin, sich jeder Verfestigung zu entziehen. […] Die Einspielung unter der Leitung von Hartmut Keil entstand während der Aufführungen in der Spielstätte Frankfurt LAB als eine Produktion der Oper Frankfurt und des Ensemble Modenr im Sommer 2012, und das Titel gebende Wasser selbst scheint Teil des spielenden Instrumentariums zu sein. Norbert Ommers Klangregie gibt dem heiklen, durchscheinenden, sich ständig verflüssigenden Gebilde eine frappierende wasserklare Transparenz. […] Worte schwimmen wie Schaumkronen oder Treibgut auf der klingenden Oberfläche und deuten auf etwas, was darunter liegen könnte. So dass jeglicher suchende Blick, jegliches fragende Nachhören von der Musik auf ein Mögliches Darunter gelenkt wird, das nie selbst Oberfläche wird. Dieser soghaften Durchsichtigkeit und Schleierhaftigkeit ist das Ensemble Modern virtuos und frappierend gut gewachsen. Die Musik klingt in jedem Augenblick, als sei sie einer mächtigen Stille abgerungen. Das gibt ihr eine widersprüchliche Präzision und eine unwiderstehliche Präsenz. Alles scheint hier transparent und bewegt, und die Gesangsstimmen von Sarah Maria Sun und Boris Grappe sind von einer geradezu altertümlich klaren Präsenz. Als eine Art Chor fungieren Sebastian Hübner, Jörg Deutschwitz, Georg Gädker und Tobias Schlierf von der Schola Heidelberg, die unbedingt zu den Solisten gerechnet werden müssen.« (Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau, 3. März 2013)
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