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  1. Schreibszenen der Einsamkeit : Narrative des 'Retreat' und ihre inhärenten Paradoxien
    Erschienen: 14.02.2023

    Autobiografische Erzählungen über den Rückzug in die Natur und die Rückkehr zum einfachen Leben erleben gegenwärtig eine Hochkonjunktur. Das Faszinosum des Retreat in natürliche Zufluchtsorte abseits der urbanen Welt findet sich nicht nur in der Flut... mehr

     

    Autobiografische Erzählungen über den Rückzug in die Natur und die Rückkehr zum einfachen Leben erleben gegenwärtig eine Hochkonjunktur. Das Faszinosum des Retreat in natürliche Zufluchtsorte abseits der urbanen Welt findet sich nicht nur in der Flut aktueller Ratgeberliteratur, sondern kommt vielfach auch in neuen Formen von Reiseberichten und autobiografischen Selbsterkundungen in der Natur prägnant zum Ausdruck. [...] Die semi-fiktionalen Darstellungen alternativer Lebensentwürfe verstehen sich oftmals als Gegenmodelle zur Modernisierung oder zur hochtechnisierten oder digitalisierten, konsumorientierten Lebenswelt. Dabei handelt es sich meist um Narrative des Rückzugs, die sich mit aktuellen Erprobungen des Nature Writing verbinden. Die intensiven Naturerfahrungen erhalten im Zeichen gegenwärtiger ökologischer Krisen häufig neue Bedeutungszuweisungen und eine gesteigerte Wertschätzung und fordern in ästhetischer und sprachlich-stilistischer Hinsicht experimentelle Formen heraus. Die autobiografische Schreibweise nimmt interessante Ausprägungen an, während neben den Selbstreflexionen und der Selbsterfahrung des Subjekts die Erkundung oder Wiederentdeckung eines Landschaftsraums ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt und beide Seiten eine enge wechselseitige Beziehung eingehen. [...] Dabei können die Autoren auf Vorbilder einer seit der frühen Neuzeit produktiven Naturdarstellung in unterschiedlichen Genres, insbesondere in der Lyrik, zurückblicken. [...] Die Darstellung von Einsamkeit in der Literatur wird allerdings von Anfang an von inhärenten Paradoxien begleitet, die sich bis in die Retreat-Literatur der Moderne und Gegenwart fortschreiben. [...] Die literarische Darstellung von Einsamkeitserfahrung, sei es als lyrische Evokation, sei es als Narrativierung des Rückzugs, tendiert dazu, zwischen unterschiedlichen Lebensmodellen zu oszillieren, und transportiert gewisse Aporien, die auch in ihren neueren Formen und Spielarten zu beobachten sind. Im Februar 2010 verlässt der Schriftsteller Sylvain Tesson, bekannt als 'poète-voyageur', seine Wohnung in Paris und bricht zu einer Reise in die Sibirischen Wälder auf, um die kommenden sechs Monate allein in einer Hütte am Ufer des Baikalsees zu verbringen. Während seines Sibirienaufenthalts hat der Autor nicht nur Aufzeichnungen für sein 2011 bei Gallimard erschienenes Buch "Dans les forêts de Sibérie" verfasst, sondern sich zudem immer wieder selbst gefilmt, seinen Tagesablauf über die Monate hinweg in einer filmischen Dokumentation festgehalten. Die Dreharbeiten und Regie hat Tesson demnach selbst übernommen, erst bei der späteren Verarbeitung und Montage des Materials unterstützte ihn Florence Tran. [...] Offenbar geht es dem Autor nicht zuletzt darum, die diversen Eindrücke während der Dauer seines Retreat sowie die damit einhergehenden Veränderungen seiner Psyche minutiös zu protokollieren. Die kontinuierliche Präsenz der Kamera lässt allerdings auch den Inszenierungscharakter der Hüttenerfahrung deutlich werden, während eine gewisse artifizielle Qualität der Lebens- und Schreibsituation kaum zu verkennen ist. Tessons Darstellungen bewegen sich von Anfang an in einem Spannungsfeld zwischen authentischer Erfahrung und ästhetischer Selbststilisierung. Die Suche nach der Extremsituation der Einsamkeit, der solitären Existenz und des Auf-sich-gestellt-Seins in der Wildnis wird zudem paradoxerweise von einer medientechnisch unterstützten Kommunikationssituation überlagert, die den französischen und internationalen Rezipienten später ermöglichen soll, an den Erfahrungen in der Einöde am Baikalsee zu partizipieren.

     

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  2. Arbeit dokumentiert : das Verhältnis zwischen literarischen Textpraktiken des Dokumentarischen und entgrenzter Arbeit in Texten von Jurij Ščerbak und Emmanuel Carrère
    Erschienen: 15.02.2023

    Jurij Ščerbaks Erzählung "Černobyl'. Dokumental'naja povest'" ("Černobyl'. Dokumentarische Erzählung", 1987) und Emmanuel Carrères autofiktionaler Roman "Un roman russe" (2007) erzählen von Entgrenzungserscheinungen von Arbeit in die Sphäre der... mehr

     

    Jurij Ščerbaks Erzählung "Černobyl'. Dokumental'naja povest'" ("Černobyl'. Dokumentarische Erzählung", 1987) und Emmanuel Carrères autofiktionaler Roman "Un roman russe" (2007) erzählen von Entgrenzungserscheinungen von Arbeit in die Sphäre der 'Nicht-Arbeit' und von der Grenze und ihrer Überschreitung zwischen ästhetischen Praktiken und der Sphäre des zweck- oder normorientierten Handelns. Beide reflektieren zugleich poetologisch die Bedingungen dieser Entgrenzungen. Dabei könnten beide Texte unterschiedlicher kaum sein: Ščerbak reflektiert in seiner dokumentarischen Erzählung die Möglichkeiten eines ethischen Schreibens über die Arbeit an der Beseitigung der Folgen der Nuklearkatastrophe von Černobyl' und den Preis des Dokumentarischen, wenn Gegenstandsnähe tatsächlich Lebensgefahr bedeutet. Carrère hingegen geht es um das Dokumentieren seiner spätmodernen Wirklichkeit, die er ganz grundsätzlich als ästhetisch wahrnimmt. Bei dem Versuch, diese so wahrgenommene Wirklichkeit in Form eines Dokumentarfilms wiederzugeben, stößt er an die Grenzen des Erzähl- und Darstellbaren. Beide Texte, so die These der folgenden Ausführungen, vereint ein Diskurs, der dokumentarische Schreibweise und entgrenzte Arbeit zusammenführt. Die Betrachtung von Grenzziehungen und ihren Überschreitungen, ein zentrales Thema der Literatur, bringt in beiden Texten Überlegungen zu ethischen, sozialen, politischen, aber auch ästhetischen Aspekten hervor.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen romanischer Sprachen; Französische Literatur (840); 891.8
    Sammlung: Aisthesis Verlag
    Schlagworte: Ščerbak, Jurij Mykolajovyč; Carrère, Emmanuel; Un roman russe; Arbeit <Motiv>; Entgrenzung; Dokumentarliteratur
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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  3. Der versehrte Gott und das erblindete Ich in Texten von Georges Bataille
    Autor*in: Bub, Stefan
    Erschienen: 15.02.2023

    Die Verbindung von postulierter metaphysischer Leere und einem radikal geleugneten und doch wieder herbeizitieren Gott, in deren Kontext der Gedanke erschreckender körperlicher Verstümmlung eine Rolle spielt, kennzeichnet in bewusst outrierter Weise... mehr

     

    Die Verbindung von postulierter metaphysischer Leere und einem radikal geleugneten und doch wieder herbeizitieren Gott, in deren Kontext der Gedanke erschreckender körperlicher Verstümmlung eine Rolle spielt, kennzeichnet in bewusst outrierter Weise einzelne Texte aus dem literarischen Werk, darunter der wenig bekannten Lyrik des Philosophen und Schriftstellers Georges Bataille, der wie kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts quasi unausgesetzt in immer neuen Anläufen eine Daseinserfahrung umkreist, die an Radikalität und Abgründigkeit ihresgleichen sucht. Bataille imaginiert die willentliche Selbstzerstörung des Ichs auf der Suche nach einem Absoluten, die sich speziell in rauschhaft-transgredierenden Erfahrungen von Leid, Versehrung, Obszönität und Ekel vollzieht. In einer Aufzeichnung aus der 1939-1943 entstandenen Sammlung "Le Coupable" (1944), welche zur gleichen Schaffensperiode wie die meisten seiner lyrischen Texte gehört, spricht Bataille in einer prägnanten Begriffsfügung von seiner Konzeption eines "anthropomorphisme déchiré". So wie es gelte, in jeglichem Sein "le lieu sacrificiel, la blessure" (OC V, S. 261) zu suchen, wird das in "Le Coupable" meditierende Ich (nur) in der Erfahrung des versehrten lebendigen Opfers eines Göttlichen habhaft: "Un être n'est touché qu'au point où il succombe, une femme sous la robe, un dieu à la gorge de l'animal du sacrifice" (OC V, S. 261). In der geistigen Auseinandersetzung mit einer christlichen Theologie, die "jusque dans la nuit du Golgotha" (OC V, S. 262) an der Vorstellung einer vollendeten Welt festhält, erkennt Bataille: "Il faut tuer Dieu pour apercevoir le monde dans l'infirmité de l'inachèvement" (OC V, S. 262). Die imaginierte Tötung Gottes lässt dann an die Stelle eines abwesenden Gottes einen versehrten Gott treten.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    ISBN: 978-3-8498-1811-1; 978-3-8498-1812-8
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800); Literaturen romanischer Sprachen; Französische Literatur (840)
    Sammlung: Aisthesis Verlag
    Schlagworte: Batailles, Georges; Lyrik; Blindheit <Motiv>; Gott <Motiv>
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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    info:eu-repo/semantics/openAccess

  4. Alles Verblendung? : was wir (nicht) wahrnehmen können, sollen, wollen : XVIII. Tagung der DGAVL, LFU Innsbruck, 25.-28. Mai 2021
    Erschienen: 15.02.2023

    Schon die Überschrift dieses Berichtes führt in die Thematik der Tagung ein. Wie soll es möglich sein, fünfzig Beiträge in einen knappen Report zu fassen? Die Struktur könnte einer Bildergalerie gleich sein, bei der es eine Gesamtwahrnehmung gibt,... mehr

     

    Schon die Überschrift dieses Berichtes führt in die Thematik der Tagung ein. Wie soll es möglich sein, fünfzig Beiträge in einen knappen Report zu fassen? Die Struktur könnte einer Bildergalerie gleich sein, bei der es eine Gesamtwahrnehmung gibt, und dann wird das Spotlight fokussiert und die Vorhänge der persönlichen Vorlieben beiseite gezogen. Das Genre des Tagungsberichtes würde dann selbst zur Verschleierung werden, indem es die Beiträge vorsortierte, den Eröffnungsabend wichtiger machte als den Rest, die Vorträge über die Diskussionen und Pausengespräche erheben und eine definierende kanonische Lesart der Tagung vortragen würde. Stattdessen bemühen wir uns im Folgenden, zwei Blickwinkel auf die Tagung miteinander zu korrelieren, um so eine Verblendung unserer subjektiven Erfahrungen anzubieten.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    ISBN: 978-3-8498-1811-1; 978-3-8498-1812-8
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800)
    Sammlung: Aisthesis Verlag
    Schlagworte: Literaturwissenschaft; Vergleichende Literaturwissenschaft
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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  5. [Rezension zu:] Grenzen der Komik. Ergebnisse des Kasseler Komik-Kolloquiums. Hg. Friedrich W. Block/Uwe Wirth. Bielefeld: Aisthesis, 2020 (= Kulturen des Komischen 8). 392 S.
    Erschienen: 15.02.2023

    Rezension zu Grenzen der Komik. Ergebnisse des Kasseler Komik-Kolloquiums. Hg. Friedrich W. Block/Uwe Wirth; unter Mitarbeit von Jennifer Neumann. Bielefeld: Aisthesis, 2020 (= Kulturen des Komischen 8). 392 S. mehr

     

    Rezension zu Grenzen der Komik. Ergebnisse des Kasseler Komik-Kolloquiums. Hg. Friedrich W. Block/Uwe Wirth; unter Mitarbeit von Jennifer Neumann. Bielefeld: Aisthesis, 2020 (= Kulturen des Komischen 8). 392 S.

     

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    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Rezension
    Format: Online
    ISBN: 978-3-8498-1811-1; 978-3-8498-1812-8
    DDC Klassifikation: Literatur und Rhetorik (800)
    Sammlung: Aisthesis Verlag
    Schlagworte: Komik; Literatur; Film
    Lizenz:

    creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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    info:eu-repo/semantics/openAccess