Ein Mann erzählt die Geschichte von E, der große Talente hatte, aber sein Leben nicht meistern konnte. Er war zur Welt gekommen, als der letzte große Krieg noch tobte, die Kindheit geprägt von Bomben, Bedrohung, Hunger, Flucht. Von den Wunden aber, die jene Zeit schlug – der Vater im Krieg, die Mutter im ständigen Überlebenskampf –, hatten E und sein Bruder keinen Begriff; die Nachkriegs-Kindheit hatte auch schöne Seiten. Doch die Wunden waren tief und heilten nicht; vor allem nicht jene von E, dem so Empfindsamen, der sie weniger gut nahm als die härter Gesottenen. In den Jahren, als es in der jungen Bundesrepublik bergauf ging, wollten E und seine Freunde Künstler werden. Doch E zerbrach daran und nahm sich 1962 das Leben. Über 50 Jahre danach erinnert sich der Erzähler, legt Dokumente vor und flaniert durch die Gegenwart im Staunen über den Wandel der Zeiten. „Hermann Kinder fragt auch in seinem neuen Buch unter der Hand nach den Möglichkeiten, zu verstehen: Ist das Schreiben und Lesen eine Möglichkeit des Verstehens? Wollen wir Geschichten glauben? Gab es das Tagebuch des älteren Bruders E? Und wenn schon - der Ich-Erzähler sagt, er hat es nie gelesen! Dabei wird Kinders Roman kein beliebig postmodernes Spiel. Das Buch kennt Haltungen. Man hat es hier mit einem Dreiklang aus Traurigkeit, Skepsis und Komik zu tun. Ein konzentrierter, virtuoser Roman“ (deutschlandfunk.de)
|