Deutschland ist aus seiner Behaglichkeit gerissen worden. Die "Flüchtlingskrise" hat die Grundprobleme unserer Gesellschaft sichtbar gemacht und gezeigt, dass das alte Deutschland unwiderruflich vergangen ist. Herfried und Marina Münkler betten die aktuelle Situation - jenseits der Aufgeregtheiten der Tagespolitik - in den historischen Zusammenhang ein und weisen darauf hin, dass Wanderungs- und Fluchtbewegungen nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Deutschland hat sich immer wieder - mit neuen Menschen - neu aufgestellt. Das wird auch heute nicht ohne Brüche und Probleme abgehen: Mächtige, oft divergierende Kräfte werden in der deutschen Gesellschaft freigesetzt. Wie können sie beherrscht werden, was muss man tun, damit wir ihnen nicht wehrlos gegenübertreten? Herfried und Marina Münkler benennen die Risiken und Gefahren; gleichzeitig zeigen sie aber auch die großen Chancen auf, die sich uns bieten. Die neuen Deutschen - das sind wir. Nur wenn wir die Grundfragen klären, in welchem Land wir leben wollen, wie es sich verändern soll und wie nicht, kann dieser größte Umbruch seit der Wiedervereinigung gelingen. „Die nachgerade neoliberale Ausrichtung des Buches wird kurioserweise in der bisherigen Debatte weitgehend ausgeklammert. Dieses prinzipiell optimistische, teils auch – wenn es um konkretes politisches Handeln und seine öffentliche Vermittlung geht – kritische Buch hat zu paradoxen Reaktionen geführt. So konnte man ein großes, ausnehmend kritisch geführtes Interview in der FAZ lesen, in dem den Autoren angesichts der Flüchtlingszahl eine naive, fast schon dümmliche Zuversicht unterstellt wird. Der Spiegel feierte das Buch dagegen, indem die pflichtethisch-emanzipatorischen und humanistischen Aspekte hervorgehoben wurden. In Wahrheit jedoch stehen die Münklers vor allem in direkter Opposition zu einer tendenziell protektionistischen Linken, die sich um soziale Verteilungskämpfe im nationalen Wohlfahrtsstaat sorgt und in diesem Rahmen europäische Gerechtigkeitsfragen diskutiert, wie etwa der Soziologe Wolfgang Streeck. Die intellektuellen Fronten verlaufen in Deutschland – jenseits der nicht salonfähigen AfD – entgegen einer verbreiteten Ansicht eben nicht entlang völkischer und liberaler, ausländerfeindlicher und kosmopolitischer Ansichten, sondern zumeist entlang national-wohlfahrtsstaatlicher und national-wirtschaftsliberaler Positionen“ (ZEIT)
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