Kurze Zeit, bevor das Erdbeben die Nordinsel von Japan um vier Meter versetzte, der Ausschlag war bis in die Schweizer Berge zu messen, hatte eine Forschergruppe an der Universität Sendai, die in derselben Präfektur wie das AKW Fukushima liegt, festgestellt, dass 1000 Jahre zuvor, nämlich im Jahre 869, bereits ein ähnlich schweres Beben, gefolgt von einem Tsunami stattgefunden hatte und dass – nach ihren Messungen – alle 1000 Jahre sich ein solches Unglück wiederholt. Wenige Wochen später erschütterten die Ereignisse in Japan die Welt. Wir Menschen sind auf diesen langen Atem der Natur und auch auf solche plötzliche Gewalt nicht vorbereitet. Es gibt aber menschliche Gemeinwesen und Menschen, die auf die Pranke der Natur achten und auf sie zu antworten wissen. So haben die Holländer ihr Land durch Dämme gegen die mordlustige Nordsee erfolgreich geschützt. Und so sind wir in der Lage, die Zeichen von Fukushima und auch von Tschernobyl wenigstens nachträglich zu lesen. "Das Hörspiel beeindruckt durch seinen Formenreichtum - da hören wir die musikalische Performance von Gustav, die ironisch Mutationen beschwört oder im Hawaii-Stil 'ein mächtiges Beben' besingt, das nicht verhindert, dass sich auch danach alles regt und bewegt wie zuvor. Der Tsunami und die Atomkatastrophe von Japan finden sich im Gang der Erd- und Menschheitsgeschichte wieder, denn kurz vor dem Desaster von Fukushima haben japanische Forscher herausgefunden, dass tausend Jahre zuvor eine ähnliche Welle für Verheerungen gesorgt haben muss: Diese Informationen löst das Hörspiel in einer Vielzahl von Sprechertexten und Dialogszenen auf. Und schließlich ist da noch der unnachahmliche Alexander Kluge selbst, der vom Glockenschlag der atomaren Explosionen spricht und von deren kosmischer Bedeutung; Kluge, ein Technologiekritiker auf der Höhe der Zeit, ein wacher Kommentator und origineller Historiograph" (Jurybegründung der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Hörspiel des Monats November 2011). 3. Platz der hr2-Hörbuchbestenliste vom April 2012
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