Ein Mann verlässt sein Dorf am Meer. Auf einer Alp in der Schweiz hat er Arbeit gefunden. Tuinar, sagen die anderen zu ihm. Der Mann für alles. Die anderen, das sind Zoppo und der Lombard. Sie weihen den Tuinar in ihre Welt ein, in ihre Sprache der Arbeit. Romantisch ist das Alpleben nur für Touristen. Der Tuinar ist stolz, einer der drei wahren Hüter des eigensinnigen Lebens am Rande der weiten Ebene zu sein. Die weite Ebene, das ist ihre Kirche. Einen Sommer lang folgen sie ihren Rindern auf unsichtbaren Wegen, entlang einer scheinbar äusseren und einer unscheinbar inneren Logik der Erde. Doch die weite Ebene hat ihre eigenen Gesetze. Sie ist Geheimnis und Gefahr zugleich. Je tiefer die drei Männer in ihre Stille vordringen, umso weiter und unwegsamer wird sie. Die Sprache als Mittel der Verständigung droht verlorenzugehen. »Ich bin wie du. Weites Grasland. Rote Flüsse durchädern mich. Fast durchsichtig bin ich. Und zart und zäh und zarter und zäher, noch viel zäher, unheimlich zäh und unendlich zart ziehen die Jahre durch mich hindurch. Machen mich immer mehr zu dem, was ich bin. Alt. Und doch. Ich beginne an keinem Ort. Und an keinem Ort höre ich je wieder auf zu sein.« Das Buch, an eine Graphic Novel erinnernd, haben Alexandra Kaufmann und Hanin Lerch als Duo Walter Wolff bebildert. „Ich freue mich so sehr über dieses Buch. Dass es so etwas noch gibt in der Literaturlandschaft, in der Bücherwelt, die auch immer mehr auf Schnelligkeit und Konsum setzt. Ich bin dankbar, dass es solche Verlage gibt, solche Autor*innen, solche Künstler*innen. Noëmi Lerch hat einen Text geschrieben, der auf Langsamkeit und Hingabe besteht, der, von der Sprache einer bald vergessenen Zeit lebt. Sie erzählt, wie es kaum jemand mehr tut. Aber ich schwärme noch weiter, denn das Buch ist eine Perle der Gestaltung, ein feinstes Kunstwerk. Dass es ausgezeichnet wurde mit dem Schweizer Literaturpreis 2020 ist vollkommen nachvollziehbar“ (literaturleuchtet.wordpress.com)
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