Der Feuilletonchef der "Woche", Chefredakteur der renommierten Reihe "Kulturverführer" und u.a. Autor der Karl-Marx-Biografie "Die Geister, die er rief" (ID 43/09) widmet sich hier dem kurzen, aber intensiven Leben von Kurt Tucholsky (1890-1935). Der Satiriker, Kabarettautor, Romanautor, Lyriker und politische Aktivist Tucholsky wird von Hosfeld ganz stark in politischen und historischen Zusammenhängen geschildert. Dennoch gestaltet er dessen Leben nahezu als Erzählung und berichtet Erstaunliches wie "mangelhaft" bewertete Deutsch-Aufsätze bei gleichzeitigen ersten Veröffentlichungen in der Zeitschrift "Ulk". Zu Beginn spürt er Tucholskys Erstlingswerk "Rheinsberg" an Originalschauplätzen nach. Auf hohem wissenschaftlichem Niveau (Zeittafel, Literatur-, Quellen- und Namenverzeichnis, kritischer Apparat), geschliffen formuliert, mit wenigen Fotos. Umfassender als zuletzt die mehr aufs Privatleben zielenden "Es war wie Glas zwischen uns" von K. Bellin (ID 17/10) und "Kurt Tucholsky" von F.J. Raddatz (ID-B 50/10). Neben M. Hepps Tucholsky-Biografie ("Rowohlt Monografien"; zuletzt BA 8/98) empfohlen. (2) (Petra Friedmann) Kurt Tucholsky (1890–1935), zeitweiliger Mitherausgeber der legendären Berliner Wochenschrift „Die Weltbühne”, war Journalist, Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und politischer Aktivist. Ein Buch über das Leben und Wirken dieses außergewöhnlichen Deutschen, der den Kampf gegen Militarismus und Kadavergehorsam zum Thema seines Lebens und Schreibens machte. Journalisten wie er hätten Erfolg, aber keine Wirkung, schon gar nicht über den Tag hinaus, meinte Tucholsky – widerlegte diese These jedoch aufs Glänzendste durch sein Werk, das bis heute geliebt und gelesen wird. Mit scharfer Feder schrieb und dichtete er über das, was er mit stets wachem Auge beobachtete, erfuhr und erlebte, und erwies sich als hellsichtiger Gesellschaftskritiker im Geist Heinrich Heines. Innerlich zerrissen, rast- und heimatlos führte er ein Leben zwischen Berlin, Paris und Schweden. Als Prototyp des modernen Intellektuellen stand er der Linken nahe, beklagte aber gleichzeitig die Erosion bürgerlicher Werte. Atmosphärisch dicht erzählt Rolf Hosfeld das kurze, intensive Leben Tucholskys und entwirft dabei ein anschauliches Panorama seiner Zeit und seines Werks
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