Der Roman Tochter der Sonne flicht historische Ereignisse (die katastrophalen Regenwaldbrände am Amazonas und den Einsturz der Kathedrale in Assisi im Herbst 1997, die Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Alvarez Cabral am 22. April 1500, die von Pero Vaz de Caminha festgehaltenen Begebenheiten auf dieser Entdeckungsreise sowie die erste große Gegenkonferenz der indigenen Völker Brasiliens anlässlich der 500-Jahr-Feierlichkeiten im April 2000) in eine fiktive, mehrfach geschichtete Handlung. Im Zentrum des Romans steht der amazonische Regenwald, die Begegnung mit dem Lebensumfeld der indigenen Völker Brasiliens, deren faszinierendes spirituelles und biologisches Wissen, das die Achtsamkeit gegenüber allen Lebensformen, auch gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt miteinschließt, in krassem Gegensatz zur Ausbeutung der Natur durch die westliche Zivilisation steht. Die Innen- und Außenweltreisen der beiden europäischen Protagonisten nehmen ihren Ausgang in Assisi, Stadt des Sonnengesangs des Franz von Assisi, der eine der indigenen Weltsicht sehr ähnliche Philosophie der "Geschwisterlichkeit" mit Erde, Pflanzen, Wind und Fluss vertrat, und nehmen ihre Fortsetzung in den Weiten der Flusssysteme Amazoniens. Die vielfältige Vernetzung der Handlungen und Kulturen schlägt in diesem Roman die Brücke zwischen Amazonien und Europa, zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Gunther Baumann / KURIER
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