Mona will der kalten Anonymität, dem aggressiven Gegeneinander und dem permanenten Stress in der Stadt entfliehen. Sie zieht in ein Dorf an der Landesgrenze, wo sie sich Ruhe und ein solidarisches Miteinander erhofft. Fortan pendelt sie zwischen beiden Lebenswelten und stellt fest, dass diese sich im Innersten ähneln. Das Dorf entpuppt sich als ebensolche Hölle wie die Stadt – nur mit einer anderen Dynamik: Mikrokosmos einer Gesellschaft, deren Klima durch Unsicherheit und Ängste dominiert ist, die einen radikalen Egozentrismus und rechte Tendenzen hervorrufen. Der vermeintlich erstarkte Gemeinschaftssinn äußert sich in manipulativer Sozialkontrolle: Fremdes wird kritisch beäugt, kommentiert und im Zweifel – ausgeschlossen. Als Mona sich für die im Dorf untergebrachten Flüchtlinge einsetzt, erfährt sie Missgunst und Ausgrenzung am eigenen Leib. „Marlen Schachinger erzählt gekonnt quasi nebenbei die Geschichte eines Gutmenschen zu Beginn der Flüchtlingskrise, wobei sie die zukünftigen Entwicklungen, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt, als Dystopie skizziert. Die Anfeindungen, die Mona über sich ergehen lassen muss, dürften vielen, die sich im vergangenen Jahr aktiv für Flüchtlinge eingesetzt haben, bekannt vorkommen. Die Vorurteile und gesellschaftlichen Entwicklungen vor allem in einem dörflichen Umfeld, werden ohne erhobenen Zeigefinger von allen Seiten beleuchtet... Die Geschichte wird kunstvoll, von zwei Pro- und zwei Epilogen umrahmt, chronologisch erzählt und ab und an von fiktiven Essays der Protagonistin unterbrochen – oder besser: durch diese ergänzt. Außerdem wird ein Thriller eingewoben, den sie in diesem Zeitraum liest. Vieles ist wirklich sehr detailliert ausgeführt und manches Spielerei, und doch langweilt Martiniloben keine Sekunde, sodass man das Buch nur schwer wieder aus der Hand legen kann, wenn man einmal mit der Lektüre begonnen hat“ (booknerds.de)
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