Ergebnisse für *

Es wurden 2 Ergebnisse gefunden.

Zeige Ergebnisse 1 bis 2 von 2.

Sortieren

  1. Das Aussterben durchdenken? : Begegnungen mit verlorenen Spezies im naturhistorischen Diorama
    Erschienen: 23.06.2020

    Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle das naturhistorische Diorama gegenwärtig spielen kann bei dem Versuch, das Aussterben der Spezies im Verlauf des aktuell zu diagnostizierenden sechsten großen Massensterbens der... mehr

     

    Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle das naturhistorische Diorama gegenwärtig spielen kann bei dem Versuch, das Aussterben der Spezies im Verlauf des aktuell zu diagnostizierenden sechsten großen Massensterbens der Arten zu zeigen und den damit verbundenen Verlust von Biodiversität vor Augen zu führen. Es geht darum zu erkunden, ob sich Dioramen auch gegenwärtig trotz aller kritischen Vorbehalte gegen illusionistische Inszenierungen als geeignete museale Präsentationsform begreifen lassen, insbesondere inwiefern es gelingt, in den Dioramen ausgestorbene oder bedrohte Spezies zu zeigen und deren jeweilige Bedeutung innerhalb der Mensch-Tier-Beziehung zu beleuchten. Wie wirkt das aus dem 19. Jahrhundert ererbte Habitat-Diorama, so wäre zu eruieren, heutzutage in Kombination mit anderen Dispositiven und Diskursen, wenn es in neuere Ausstellungskonzepte eingebettet ist. Dienten die betreffenden Exponate früher als Objekte der wissenschaftlichen Forschung vor allem einer klassifizierenden wissenschaftlichen Systematik, so übernimmt ihre Zurschaustellung schrittweise neue Aufgaben, insbesondere diejenige einer ökokritischen Erinnerungskultur. Das Diorama kann mitunter im Zeichen einer gestörten und verweigerten, einer dem Betrachter letztlich vorenthaltenen Ganzheit stehen, denn es stimuliert eine unterbrochene Interaktion des Rezipienten mit den vorgestellten taxidermischen Exponaten. Die im Diorama zur Schau gestellten Tiere bzw. Spezies haben sich weitgehend der Verfügbarkeit entzogen. Sie sind nicht mehr lebendiger Teil einer Mensch-Tier-Beziehung in einem ökologischen Akteur-Netzwerk oder einer anderen natürlichen Konstellation. Die ausgestellten Welten des Dioramas oszillieren aufgrund der beschriebenen Konstellation zwischen Wirklichkeit und Illusion, zwischen Präsenz und Abwesenheit.

     

    Export in Literaturverwaltung
    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei
    Quelle: GiNDok
    Sprache: Deutsch
    Medientyp: Wissenschaftlicher Artikel
    Format: Online
    DDC Klassifikation: Allgemeine Organisationen, Museumswissenschaft (060); Tiere (Zoologie) (590); Literatur und Rhetorik (800)
    Schlagworte: Diorama; Ausgestorbene Tiere; Ästhetik; Vanitas; Verlust; Ecocriticism
    Lizenz:

    publikationen.ub.uni-frankfurt.de/home/index/help

    ;

    info:eu-repo/semantics/openAccess

  2. Seidentopf und Krippenstapel : kurioses und ernsthaftes Sammeln bei Theodor Fontane

    Das 19. Jahrhundert, die Epoche des Historismus, ist zugleich eine Epoche des Sammelns. Raritätenkabinette, Kunst- und Wunderkammern der dynastischen Gesellschaft werden seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in bürgerliche Museen umgewandelt. Neben... mehr

     

    Das 19. Jahrhundert, die Epoche des Historismus, ist zugleich eine Epoche des Sammelns. Raritätenkabinette, Kunst- und Wunderkammern der dynastischen Gesellschaft werden seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in bürgerliche Museen umgewandelt. Neben Kunstmuseen entstehen kulturgeschichtliche, naturwissenschaftliche und technische Sammlungen. Hunderte von Museen werden in dieser Zeit in Deutschland gegründet. Die monarchischen, klerikalen und wissenschaftlichen Bibliotheken werden um kommunale, öffentlich zugängliche ergänzt. Man spricht von der Demokratisierung des Sammelns, das jetzt auch in privaten bürgerlichen Kreisen eine Liebhaberei wird. Während nationale und regionale Literaturkompendien positivistisch die schriftliche Kultur akkumulieren und Sammlungen volksliterarischer Quellen die deutsche Vergangenheit auferstehen lassen, bringen Materialbesessenheit und wissenschaftliche Spezialisierung langfristige Projekte hervor: etwa die Monumenta Germaniae Historica, die von Freiherr von Stein initiierte Sammlung wesentlicher Quellen des deutschen Mittelalters oder das von Jacob und Wilhelm Grimm begonnene Deutsche Wörterbuch. Programmatisch äußert Jacob Grimm 1813: "das Sammeln und Vervielfältigen thut vor allem andern noth." 60 Jahre später beklagt Friedrich Nietzsche, dass "die antiquarische Historie […] in dem Augenblicke [entartet], in dem das frische Leben der Gegenwart sie nicht mehr beseelt und begeistert." Er spricht von dem "widrige[n] Schauspiel einer blinden Sammelwuth, eines rastlosen Zusammenscharrens alles einmal Dagewesenen." Sammelwut und Sammelnotwendigkeit - in der Spannung zwischen diesen beiden Polen gerät die positivistische Sammeltätigkeit in den Werken zahlreicher Autoren des 19. Jahrhunderts zum literarischen Thema. Hat Goethe ein ungebrochen positives Verhältnis zum Sammeln, so sieht es Theodor Fontane eher ambivalent. In dem vorliegenden Aufsatz möchte ich zeigen, wie der Sammler Fontane in der ihm eigenen heiter-ernsten Mischung, oft ironisch gefärbt, mit dem ihm am Herzen liegenden Thema umgeht.

     

    Export in Literaturverwaltung
    Hinweise zum Inhalt: kostenfrei