Was befähigt einen Menschen einen anderen, meist jüngeren, zu belehren? Eine brisante Frage, die schon Augustinus umtrieb und im libertären Klima unserer Tage ein wunder Punkt ist. Gelingt die Beziehung, so werden viele Bereiche der Kultur oft...
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Was befähigt einen Menschen einen anderen, meist jüngeren, zu belehren? Eine brisante Frage, die schon Augustinus umtrieb und im libertären Klima unserer Tage ein wunder Punkt ist. Gelingt die Beziehung, so werden viele Bereiche der Kultur oft wesentlich bereichert. Aber es gibt auch "seelenzerstörende" Pädagogen. Immerhin besitzen "die Meister" oft psychische, soziale oder physische Macht. Ausgehend von diesen Überlegungen, untersucht G. Steiner (zuletzt ID 1-2/02), ausführlich und mit gewohnter Brillanz, an bekannten Persönlichkeiten die Beziehung von Meister und Schüler in all ihren Idealformen und Abarten. So betrachtet er u.a. das Verhältnis von Sokrates und Platon, von Jesus und seinen Jüngern, von Faust und Wagner, von Husserl und Heidegger. Steiner, der mit Vergil und Dante auf ebenso vertrautem Fuß lebt wie mit Nietzsche, Freud, Alain und zeitgenössischen amerikanischen Autoren, entdeckt erstaunliche Bezüge und Parallelen und plädiert indirekt für das individuelle Bildungserlebnis, wie es nur im Dialog von Mensch zu Mensch vermittelt werden kann. Anspruchsvolle Lektüre. (3