Die Idee des Neuen Menschen ist mit dem Sozialismus nicht untergegangen. Sie hat nur die Seiten gewechselt - und das Vorzeichen. Sollte der Neue Mensch im Sozialismus alle individualistische Vorprägung verlieren, so soll er heute, in der Individualisierung, alle kollektiven Identitäten abstreifen. Aber auch der individualisierte, flexible, solidarische, weltbürgerliche, kommunikative und genetisch optimierte Neue Mensch ist elementaren sozialen Prozessen unterworfen. Sie sind die stärkste treibende und begrenzende Kraft des Lebens: stärker als alle individuellen Intentionen, als Politik, Pädagogik, Wissenschaft, ja stärker als die Gene. Dieser Band beschäftigt sich mit verschiedenen Visionen und Versionen des Neuen Menschen: dem individualisierten, dem flexiblen, dem weltweit kommunizierenden, dem genetisch verbesserten Menschen. Alle Essays haben gemeinsam, dass sie den sozialen Utopien und Atopien der letzten Jahre ihre Grenzen aufweisen, und dies aus einer konsequent soziologisch en Perspektive. Dieser Band beschäftigt sich mit den verschiedenen Visionen und Versionen des Neuen Menschen: dem individualisierten, dem kommunizierenden, dem genetisch verbesserten Menschen. Alle Essays haben gemeinsam, daß sie den sozialen Utopien und Atopien der letzten Jahre ihre Grenzen aufweisen. Karl Otto Hondrich zeigt, daß die sozialen Prozesse und Gesetzmäßigkeiten, die unweigerlich kultur- und fortschrittsunabhängig ablaufen, wo immer Menschen miteinander in Beziehung treten, letztlich alle Ideen eines grundsätzlich anderen Menschen oder anderen Lebens zunichte machen. Die Tatsache der Sozialität selbst, die Eigengesetzlichkeit der Gesellschaft ist mächtiger als alle Politik, Pädagogik, Technologie, ja sogar Genetik. Mit der Ausarbeitung dieser Grundthese, aus der alle Essays ihren Zusammenhang beziehen, erdet Hondrich die Zeitdiagnostik an der Zeitlosigkeit elementarer soziologischer Einsichten und gewinnt damit der Soziologie im öffentlichen Diskurs eine Relevanz zurück, deren Verlust sie sonst immer larmoyant beklagt.
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