Eines Tages liegt im Arbeitszimmer des Philosophen Blumenberg ein Löwe, den außer ihm selbst niemand zu sehen scheint. Als das Tier auch im Hörsaal auftaucht, beeinflusst es, obwohl von ihnen nicht gesichtet, unmerklich die Lebensläufe einiger Studenten. (Cornelia Jetter) Gross, gelb, gelassen: mit berückender Selbstverständlichkeit liegt eines Nachts ein Löwe im Arbeitszimmer des angesehenen Philosophen Blumenberg. Die Glieder bequem auf dem Bucharateppich ausgestreckt, die Augen ruhig auf den Hausherrn gerichtet. Der gerät, mit einiger Mühe, nicht aus der Fassung, auch nicht, als der Löwe am nächsten Tag in seiner Vorlesung den Mittelgang herabtrottet, sich hin und her wiegend nach Raubkatzenart. Die Bänke sind voll besetzt, aber keiner der Zuhörer scheint ihn zu sehen. Ein raffinierter Studentenulk? Oder nicht doch viel eher eine Auszeichnung von höchster Stelle (IBM) für den letzten Philosophen, der diesen Löwen zu würdigen versteht? Das Auftauchen des Tieres wirkt in mehrerlei Leben hinein, nicht nur in das Leben Blumenbergs. Ohne es zu merken, gerät auch eine Handvoll Studenten in seinen Bann, unter ihnen der fadendünne Gerhard Optatus Baur, ein glühender Blumenbergianer, und die zarte, hochfahrende Isa, die sich mit vollen Segeln in den Falschen verliebt. Blumenberg ist nur nebenbei eine Hommage an einen grossen Philosophen, vor allem ist es ein Roman voll mitreissendem Sprachwitz, ein Roman über einen hochsympathischen Weltbenenner, dem das Unbenennbare in Gestalt eines umgänglichen Löwen begegnet. (Verlag) Der Philosoph Hans Blumenberg (1920-1996), der in Kiel promovierte und sich in seiner Philosophie u.a. mit Metaphern beschäftigte, steht im Mittelpunkt der Handlung. Blumenberg sieht eines abends in seinem Haus einen lebendigen Löwen. Als religiöser Mensch fallen ihm sämtliche Bedeutungen des Löwen in der Bibel ein. Er behält die Fassung und ist doch bis auf's Äußerste gespannt. Am nächsten Tag spaziert der Löwe sogar im Hörsaal herum, doch außer Blumenberg, scheint dies niemand zu bemerken ... Seltsam, dass das Auftauchen des Tieres gleich mehrere Leben ziemlich durcheinander bringt . (Cornelia Jetter)
|