Mithilfe von Träumen skizziert Barbara Hahns Essay eine Unheilsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Untersuchung widmet sich Träumen, die eine Welt aus Verfolgung, Not, Zwang und Leiden erschreckend direkt vorwegnehmen, schildern, in Bilder fassen. Sowie Berichten von Überlebenden, die in einer dauerhaft beschädigten Realität weiterexistieren - denen Wirklichkeit nur mehr ein Schatten ist - die nur in den Träumen toter Anderer sich noch 'am Leben' wähnen. Im 20. Jahrhundert haben sich Traumaufzeichnungen als eine eigene literarische Gattung etabliert - durch eine Fülle (oft entlegener) Veröffentlichungen. Nachforschend, aufstöbernd, einkreisend, ebenso sorgsam wie behende führt die Autorin durch diesen bislang wenig erschlossenen Kosmos. Es treten Anna Achmatowa, Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Charlotte Beradt, Jean Cayrol, Hélène Cixous, Franz Fühmann, Graham Greene, Wieland Herzfelde, Otto Dov Kulka, Primo Levi, Paula Ludwig, Elsa Morante, Heiner Müller, Georges Perec, Jorge Semprún, Vercors, Marguerite Yourcenar und viele andere auf. „Einer der spannendsten Aspekte ihres Essays ist die Wechselwirkung von Träumen und Literatur im 20. Jahrhundert. Denn nicht nur gehen Träume in fiktive Texte ein, sondern beeinflussen auch umgekehrt Texte die Träume – und auch Träume stehen in einer Tradition. Fast jedes Kapitel böte genug Substanz für ein eigenes Buch. Man wünschte sich, Barbara Hahn hätte sich auf einen einzelnen der vielen hochinteressanten Teilbereiche ihres Themas konzentriert und diesen eingehender behandelt. Der Versuch, in die Breite und zugleich in die Tiefe zu gehen, kann auf knapp 200 Seiten unmöglich glücken. So bleibt vieles angerissen. Und doch muss man das Verdienst der Autorin würdigen, die auf Dutzende Werke verstreuten Traumtexte aufgespürt und einem größeren Publikum zugänglich gemacht zu haben“ (deutschlandfunk.de)
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