Rez.: Dorons "Ruhige Zeiten" erweist sich als ebenso menschlich beeindruckender Roman wie "Warum bist du nicht vor dem Krieg gekommen?" (BA 2/05). Er spielt in Tel Aviv, in einem kleinen Frisiersalon. Die Heldin ist Leale, die Maniküre, die als kleines jüdisches Mädchen nach dem Krieg aus einem polnischen Waisenhaus nach Israel gebracht wurde. Die Vermutung, dass ihre Eltern Opfer der Judenverfolgung geworden sind, die Tatsache, dass ihre Herkunft im völligen Dunkel liegt, bedrängen sie sehr. Aber es gibt Menschen, denen sie vertrauen kann und die ihr helfen wie Rosa, die ihr nicht nur eine Tür in das Reich der Künste öffnet, sondern die sie wie Sajtschik, der Friseurmeister, die Kunst des Lebens lehrt trotz allem, was geschehen ist. So wird der Salon zur Schule des Lebens, in dem Leale Menschen kennen lernt, die auf manchmal merkwürdige, ja fast schrullige Weise verändert sind, weil sie ihre Erinnerungen zudecken müssen. - Eine anrührende, schlicht geschriebene Geschichte, in der das "Dennoch" ihren Platz hat. Sehr zu empfehlen. (Helga Glaas)
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