Wilhelm Genazino (geb. 1943) wurde mit der Romantrilogie um den Büroangestellten Abschaffel bekannt, einer minutiösen Analyse des "Alltagsirrsinns" und des in einer durch Entfremdung gekennzeichneten Arbeitswelt vereinsamten Individuums. Abschaffels Neurosen und Idiosynkrasien kennzeichnen auch die Protagonisten der folgenden Texte, doch zersplitterte Genazinos Erzählen zunehmend in Fragmente und Prosaminiaturen. Aus den am ökonomischen Leben teilhabenden Figuren wurden Flaneure und Beobachter - Genazino konzentrierte sich auf ihre Innenwelt und ihre kritische Betrachtung der modernen Gesellschaft. Mit den Romanen der letzten Jahre erhielt das, gleichwohl reflexiv bleibende, Erzählen wieder mehr Gewicht und Genazinos Versuche, seinen Lesern "Schauplätze ihrer möglichen Individuation" zu erschließen, fanden großen Anklang. Die Beiträge des Hefts, das auch neue Texte von Genazino enthält, untersuchen unterschiedlichste Aspekte des Werks, von der Epiphanie des Gegenständlichen über den Zusammenhang von Erinnern und Erzählen bis hin zur Selbstreflexivität und zur Phänomenologie des Sehens. Eine Auswahlbibliografie beschließt das Buch. Mitarbeiter sind Wilhelm Amann, Roman Bucheli, Anja Hirsch, Marit Hofmann, Hans Joachim Jakob, Werner Jung, Hermann Korte, Hannes Krauss, Samuel Moser, Oliver Sill und Michael Töteberg
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