"Der Augenblick", das sind Reisen in den unbekannten Alltag einer Buchhändlerin, einer Kulturwissenschaftlerin, einer Arbeitslosen, einer Kioskfrau oder einer Bienenforscherin, in den Alltag von 26 Frauen, wie wir ihn so nur selten oder nie erzählt kriegen. Gabriele Goettle geht von der Selbstverständlichkeit aus, mit der sich Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen behaupten, sie interessiert sich für ihr Wissen, für ihre Lebenserfahrung, für ihre Besonderheit. Wenn die Medizinhistorikerin Ortrun Riha von der Pest erzählt, ist von Anfang an klar, dass "gegen eine plötzliche Verwandlung einer gesunden, friedlichen Bevölkerung in eine hochinfektiöse und todkranke trotz aller Krisenpläne keine moderne Gesellschaft gewappnet ist". „Die hier versammelten Texte waren zwar alle im Laufe der vergangenen Jahre schon in der "taz" zu lesen, aber sie sind es Wert, in Buchform zu erscheinen, zumal wenn, wie hier geschehen, eine kluge Anordnung dafür sorgt, dass sie sich immer wieder aufeinander beziehen... Sie sind: Buchhändlerin, Medizinhistorikerin, Kulturwissenschaftlerin, Bäuerin, Ballerina, Schulleiterin oder arbeitslos. Manche haben seltene oder beinahe ausgestorbene Berufe: Die Dresdner "Moulagenkünstlerin" Elfriede Walther etwa ist über achtzig Jahre alt und eine der letzten, die noch weiß, wie man plastische, detailgetreue Abbilder von äußerlichen Krankheitssymptomen, etwa Tumorbeulen, anfertigt... Autonomie ist das Schlüsselwort, auffällig ist das Fehlen jeden Kompromisses, es scheint keine Deals zu geben. So aber ist das, was diese Frauen auszeichnet, gleichzeitig auch etwas, das sie in gewisser Weise isoliert: Denn die Mehrzahl von ihnen ist zwischen 1940 und 1965 geboren, mithin in einer Zeit, in der schon viele Frauen die Frage nach der Priorität der Familie vor dem Beruf mit einem "Ja, aber..." beantwortet haben" (FAZ)
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