Als ein Schattentänzer bewegt sich der Dichter durch Landschaften und Städte, ihre unheimlichen Geschichten überwältigen ihn, und die darin begrabene dunkle Geschichte läßt ihm keine Ruhe, >es fehlt die Gabe zur Flucht.< >Der Fluß habe die Steinkrankheit<, erfährt er, und von den >drei Plagen<: >Blutregen<, >Fallwind< und >Salzblume<. Er findet Francos >Wohnzimmer aus Stein< und überall Friedhöfe, wo >Pioniertote< ihn erwarten >für die Leichentramway oder pneumatische Post.< Darüber schließlich >den beweglichen Himmel von Salamanca, / keine Leiter, kein Weltenbaum, doch Halt genug für eine Tränenschuld.< Stark, unentrinnbar sind diese Eindrücke, weil von ungeheuerlicher Sinnlichkeit: >In den Katakomben / sind wir Auge und Ohr, nicht Zunge, nicht Neid.< Dies zu ertragen, zu überleben gelingt ihm gleichwohl, denn >wir sind gedoppelt genug, / des nachts im Gesang, des tags im Fleisch.<: In seinen Weltwanderungen nämlich bleibt der Dichter ein Troubadour, seine Verse vom Tod, dem er überall begegnet, gelten immer seinem Du, das ihn zu hören erwartet: >Geschichte, sagst du, sind Geschichten, / die wir einander erzählen / stets anders und neu.< Und das ihn zu trösten versteht: >Wir schaudern nicht, / wir sind gelassen wie / Schatten und Spiegel.< Eine kleine Verslehre // Wir verhandeln Todesfälle, / doch nicht den eigenen Fall. / Zu leicht die Frage, was Leben sei, / zu beliebig die Antwort: / Trost und Licht führt mancher an / nach der Lektüre eines einzigen Verses. // Wir öffnen den Schrank, / das Meer fällt heraus, / wir nennen es unser Kleid. / Andere entscheiden, / ob wir ergeben sind oder Gefahr. / Vierzehn Paar Socken machen ein Sonett / aus nichts als Farben. / Gehören nicht auch wir entdinglicht / zum Schein unserer selbst? // Wir wollen kein Tagesbericht sein, / nur dritte Hüfte, drittes Auge, / um fragen zu können, / was wir sehen, wieviel wir tragen, / unseren Fall, das Kleid, / die leise Mahnung, Männer seien Vögel, / unbeweglich über Wasser und Land, / Frauen fänden schneller / aus der Luft zum Feuer.
|