"Das Leben: endlich wieder ein Winzerfest. So zumindest habe es die Großmutter empfunden, erinnert sich die Enkelin: „Mit dem Wein vergoldeten sich die Erwachsenen das Leben. Gold war die Farbe des Rheingaus, goldene Reben, goldener Wein, goldige Mädchen.“ Es sind die kindlichen, dennoch hellsichtigen Erinnerungen von Eva Demski an ihre Ferien im Rheingau, im Rhythmus von sechs Monaten während der späten vierziger und der fünfziger Jahre. Regelrechte goldene Fluten seien das gewesen, mit denen seinerzeit dort alles Böse weggespült worden sei, der Krieg und der Tod. Sie, die 1944 Geborene, kennt damals die tieferen Gründe für diese neu erwachte Lebenslust nicht, es sind nicht ihre. Und doch: Kinder hätten einen untrüglichen Sinn für Gesprächsfetzen, die sie aufschnappen – „sie verstehen sie immer richtig, auch wenn sie nicht wissen, was gemeint ist“... Der wenige Platz, der Topographie der Landschaft geschuldet, färbt nicht zuletzt auf Demskis Art des Erzählens ab. Ihr Porträt hat nichts Weitschweifiges, das Lange und Breite liegt Demski nicht. Raumgreifend ist der Text nur in seiner Vielschichtigkeit. Die Genauigkeit der Beobachtung und die Bedachtheit der Folgerungen daraus machen das schmale Buch zu einem reichhaltigen, gleichermaßen klugen wie amüsanten Reisebuch. Eine Eigenart der Familie hat Eva Demski nämlich nicht übernommen: 'Eine gute Geschichte musste der Wirklichkeit nicht standhalten, jedenfalls nicht bei uns zu Hause'" (SZ)
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