B. führt ein rastloses Leben, das Unterwegssein ist ihr Normalzustand. Sie arbeitet als Reisejournalistin, die frühen Sommerwochen verbringt sie meist in New York. Den Rest des Jahres mal hier, mal dort: eine selbstbewusste, unabhängige Frau, die weiß, was sie will und was ihr guttut. Eine Beerdigung lässt unerwartet alte Wunden aufbrechen. Erinnerungen an den Vater werden wach. Doch das eigentlich Schmerzhafte sind nicht die frühen Verletzungen. Es ist der Mangel an Geteiltem: »Ihr Vater und sie, sie hatten einander verpasst.« Diese Leerstelle will sie nicht länger akzeptieren. Eine Spurensuche beginnt – in die Vergangenheit des Vaters aber auch in ihre eigene. Zu den Jahren als Tänzerin und Peepshow-Girl, zu ihrer großen Liebe Claudio, einem Jazztrompeter, dem sie jung in die USA folgte und wieder verließ, als das gemeinsame Leben zu eng wurde. Es ist eine lange Reise, die bis nach Südafrika führt, wo sie sich Antworten erhofft und Unerwartetes findet. „Wie schon in ihrem ersten Roman "Alles zählt" erweist sich Verena Lueken auch diesmal als ausnehmend bewegliche Autorin, die der späten Nähe zum Vater eindringlich nachspürt. Das aussichtslose, aber nicht vergebene Ringen um die Liebe der eigenen Eltern schildert sie ebenso erfahrungsgesättigt wie behutsam. Zum Ende hin zerfasert ihr der Stoff leider ein bisschen, zu viele Baustellen scheinen auf, das Zentrum verliert sich. Interessanterweise war das in ihrem ersten Roman ganz ähnlich. Im neuen Roman wiederum passt es zur Arbeitsweise der Hauptfigur, die als Reporterin immer wieder kleine Szenen, Schnipsel, so genannte Outtakes sammelt, um später womöglich einmal etwas Neues daraus zu formen. Ganz so, wie unsere Erinnerungen in der Lage sind, Geschichten aller Art zu spinnen“ (deutschlandfunk.de)
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