Im Anfang des dritten Buches seiner ,Religion und Philosophie in Deutschland' sagt Heinrich Heine: ,Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant ist schwer zu beschreiben. Denn er hatte weder Leben noch Geschichte.' Es ist wahr: In Paris ist er nicht gewesen, nicht einmal bis Danzig, Riga oder Allenstein ist er gelangt; eine Liebesbeziehung zu einer Frau ist nicht bekannt geworden; seinem König hat er als getreuer Philosoph gedient und seinem Gott, wenn auch beiden in stolzer Reserviertheit. Aber er hat sich auseinandergesetzt mit seinem Gott und seinem König, mit der Menschennatur, dem Charakter der Völker und Rassen, der Erde und dem Kosmos. Und mit dem Denken, der Vernunft - eine Auseinandersetzung nicht nur auf dem Wege zu einer Antwort auf die Frage ,Was ist der Mensch?', sondern eine solche, die das Denken, mithin den Menschen, die Welt verändert hat. Erfahren und erlebt hat er die Welt im alten Königsberg und um Königsberg, nur dort. Wie aus so engen Grenzen der Geist ausgreift ins Unermeßliche: das hat seine Geschichte, das ist Leben, ja, ist Abenteuer, wert eines Romans.
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