Erzählende Essays - essayistische Erzählungen: über den Stoff des Lebens und Schreibens. Dass Schriftsteller wie Fühmann, Hilbig, Christa Wolf und Robert Walser, bildende Künstler wie Hans Scheib und Annette Schröter für ihn immer wieder Identifikations- und Anstoß- oder Abstoßpunkte sind, verwundert wenig. Im Nachdenken über sie thematisiert Kolbe auch das Eigene, stellt sich den großen Fragen, nach Glück, Scheitern, Tod und deren Widerschein im Poetischen. "Manchmal genügen ein paar Schritte ins Offene, um eine ganze Welt zum Einsturz zu bringen. Auf sehr unspektakuläre Weise manifestierte sich am 20. April des Jahres 1982 diese Urszene im Leben des jungen Dichters Uwe Kolbe: Nach einer kurzen Passkontrolle verliess er den «Tränenpalast» am ehemaligen Berliner Grenzübergang Friedrichstrasse und gelangte auf den S-Bahn-Hof im Westen – und binnen weniger Sekunden begannen die Fundamente seiner alten Wirklichkeit, des äusserlich noch stabilen, innerlich aber bereits maroden DDR-Sozialismus zu schwanken. Dieser identitätserschütternde Augenblick im Frühling 1982 steht im Zentrum der Essays, Meditationen, Reminiszenzen und Skizzen, die Uwe Kolbe in seinem neuen Buch, «Vinetas Archive», versammelt hat. Es enthält die Bausteine zu einer grossen confessio des Dichters Uwe Kolbe, zu einer Lebenserzählung, die sich noch einmal die grosse Verheissung vergegenwärtigt, mit der die Generation des heute 53-jährigen Dichters aufgewachsen ist. Die Tragik der «abgesoffenen Hoffnungen» im «Dreibuchstabenland» wird hier mit einem mythischen Namen verbunden: Vineta" (NZZ)
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