An der Autorin Iris Hanika (vgl. "Das Loch im Brot", BA 9/03) scheiden sich die Geister: Sie schreibt unter Einbezug der Psychoanalyse und stellt dadurch hohe Ansprüche an den Leser. Es geht hier um die Liebe, die nie so ist, wie sie sein sollte; sie zieht die Musik mit ein, sie nimmt das Scheitern der Liebesbeziehung in Kauf. Trotzdem: Nichts ist so wunderbar wie die Liebe in ihren Gedanken. Der Leser bzw. die Leserin muss schon einen besonderen Zugang zu der komplizierten Autorin haben, und es gibt bestimmt auch eine interessierte Fangemeinde; für den Durchschnittsleser bleibt der Roman ein eher unverdaulicher Brocken, der ihn lange beschäftigt. Nur in großen Bibliotheken anzubieten. (Martina Freier) Solange es währte, fühlte sie sich in einem fort glücklich, doch tatsächlich war es ein bizarres Liebesverhältnis, das da gerade gescheitert ist. Das Scheitern ist nichts Neues, immerhin endeten auch alle früheren Verhältnisse unglücklich, aber warum das Unglück gerade diesmal so unendlich groß ist, verwundert sie nun doch. Immerhin war das ein Verhältnis, in dem sie in Wirklichkeit gar nicht existierte. Noch größer aber ist die Frage, warum sie sich auf dieses Verhältnis überhaupt eingelassen hatte – warum sie sich überhaupt seit vielen Jahren nur auf heimliche Verhältnisse eingelassen und geglaubt hatte, darin »a whole lotta love« zu finden. Aber ebenso brachial wie das Stück von Led Zeppelin war auch jeweils die Liebe. „Es geht um Einsamkeit, um die Nacktheit eines Gefühls, das sich keiner eingestehen will und das auszusprechen schambesetzter ist als jede noch so skandalöse Sexgeschichte. Wie man sich als Frau in mittleren Jahren fühlt, wenn keine Zugehörigkeit und keine verlässliche Liebe das Altern abfedern, davon erzählt "Tanzen auf Beton" (nur junge Gelenke überstehen das ohne Schaden). Das ist auf schmerzliche Weise eindrucksvoll. Schön aber ist der Wandel des Stils. Sobald die Erzählerin nicht mehr nur sich selbst und die verlorene Liebe, sondern die Außenwelt wahrnimmt, geht es auch mit ihrer Sprache bergauf. Eine Reise mit dem Schiff über Sankt Petersburg nach Moskau löst eine neue Liebe aus, zu Russland nämlich. Und schon verschwindet der ausgeleierte therapeutische Diskurs. Die Sprache wird anschaulich, klar und beseelt. Ein glückliches Ende für ein trauriges Buch“ (dradio.de). „Tanzen auf Beton ist ein ausuferndes, maßloses, chaotisches Buch, es ist auch ein Buch über die Unerträglichkeit der Gegenwart, die immer wieder mit künstlerischen Fluchtangeboten kompensiert werden muss. Und Iris Hanika beweist hier einmal mehr, dass sie zu den Künstlern gehört, deren Angebote man gern annimmt“ (ZEIT)
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