Der neue Prosaband des bekannten Lyrikers und Erzählers (zuletzt "Als die Bücher noch geholfen hatten", ID-G 16/12) entzieht sich gängigen Kategorisierungen. Das Buch ist ein aktuelles Porträt der Stadt Rom, eine unterhaltsame Aufbereitung ihrer langen Geschichte und eine luftige Erzählung, in deren Mittelpunkt ein in Rom lebender pensionierter deutscher Archäologe steht. Ausgangspunkt der Erzählung ist eine fiktive Begegnung mit Papst Benedikt XVI. in der einzigen protestantischen Kirche Roms. Für den Ich-Erzähler wird sie zum Anstoß einer kritischen Bilanz der Missstände im Vatikan wie im politischen Rom, mit vielen Rückblicken auf die lange Vorgeschichte heutiger Probleme und Konflikte. Man hat selten eine so genaue und illusionslose Darstellung der vielen Missverständnisse und Legendenbildungen im Verhältnis der Deutschen und der Italiener zueinander gelesen. Delius würzt dieses ungewöhnliche Rom-Porträt mit Witz und Ironie, mit klugen Argumenten ebenso wie mit amüsanten Anekdoten. Zur Werkergänzung und als reizvolle Zugabe zur Rom-Literatur größeren Bibliotheken empfohlen. (Ronald Schneider) Rom 2011. Ein deutscher Archäologe und Fremdenführer entdeckt in einer evangelischen Kirche zufällig den Papst und gibt sich einem Wirbel von Fragen und Gedanken hin: Wann zuckt die Hand des Papstes, wann nicht? Bewegt sie sich, wenn er den regierenden Schurken sieht? Warum schmeichelt Gaddafi Berlusconi mit dreißig Berberpferden, und warum musste Augustinus den Kaiser mit achtzig numidischen Zuchthengsten bestechen, um die Erfindung der Erbsünde durchzusetzen? Weshalb ist Rom für die Deutschen ein Sehnsuchtsort, obwohl sie dort seit den Germanen, Landsknechten und Nazis als die schlimmsten Barbaren gelten? Eine Kölner Katholikin wäre gern Erzbischöfin, ein Mörder verschenkt das Pantheon, Ratten laufen über die Via Veneto der Fremdenführer schaut hinter das Postkarten-Rom, streunt durch die Geschichte und preist die Kunst der Italiener, gleichzeitig ja und nein zu sagen. „Ein Archäologe arbeitet, indem er Schicht um Schicht freilegt. Delius, der gerne mit den Formen spielt, macht diese Arbeitsweise zum Erzählprinzip. Der Leser sitzt mit dem Erzähler auf der Kirchenbank und reist durch seinen Kopf – an der Oberfläche ist dieses Buch ruhig, darunter toben die Gedankenströme. Die linke Hand des Papstes ist eine doppelte Liebeserklärung: an die schrecklich-schönen Facetten Roms. Und an die Freiheit der Gedanken“ (kulturradio.de)
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