Ein Paar sucht auf Sizilien Abstand vom Alltag. Sie, eine strukturierte Wissenschaftlerin und er, ein unstrukturierter Autor mit Schreibblockade. Bei einem Ausflug auf der Insel verschwindet sie spurlos. Doch er verständigt nicht etwa die Polizei, sondern kehrt in die Wohnung zurück und findet Vorteile in ihrer Abwesenheit. Sorgen macht er sich zunächst nicht, und da die neue Situation ein Ende der Schreibblockade bewirkt, wird er in einen Sog der Euphorie gezogen und verstrickt sich in ein Netz von Lügen und Halbwahrheiten. Schließlich gerät er unter Mordverdacht. Ein überaus gelungenes Debüt des in Berlin lebenden Autors. Überzeugend die Schilderung des quasi ferngesteuerten Protagonisten. Sehr plastisch auch der Kontrast zwischen dem gleißend hellen Sommer Siziliens, dessen Sonne sich schützend um alles legt und dem feucht-kalten, abweisenden Winter. Eine neue, empfehlenswerte Stimme in der deutschen Literatur. (Regine Mitternacht) Die flirrende Hitze Siziliens und der bröckelnde Barock der Stadt Noto dienen als pittoreske Kulisse für ein komplexes Lügenkonstrukt: Florian Scheibe forscht in seinem spannungsgeladenen Debütroman nach allgemeiner Wahrheit und subjektiver Realität. Der Sizilienaufenthalt eines deutschen Paares nimmt eine bizarre Wendung, als die Frau bei einem Tagesausflug in einem verlassenen Haus spurlos verschwindet. Der Mann reagiert seltsam: Anstatt ihrem Verbleib nachzugehen, fährt er in die gemeinsame Wohnung zurück, hängt seinen Gefühlen und Erinnerungen nach, lauscht den Geräuschen der Stadt und kommt das erste Mal seit Monaten mit der Arbeit an seinem Roman voran. Seine liebste Arbeitszeit ist die „Weiße Stunde“, wenn alles menschenleer und still in der Mittagshitze liegt. Je länger er jedoch untätig bleibt, ihr Verschwinden aufzuklären, desto mehr verstrickt er sich in ein Geflecht aus Lügen und Selbstbetrug und gerät schließlich unter Mordverdacht. "Florian Scheible scheint es mehr um die Darstellung einer problematischen Schriftstellerexistenz zu gehen. Unklar bleibt, an was für einem Roman der Protagonist eigentlich arbeitet. Haben wir es vielleicht mit einem Wiedergänger des erfolglosen Romanciers Jack Torrance aus Stephen Kings „The Shining“ zu tun, der immer wieder denselben Satz zu Papier bringt? Die Frage bleibt offen. Beantworten allerdings lässt sich die Frage nach der Qualität dieses Romans. „Die weiße Stunde“ ist eine eindrucksvoll erzählte, sprachlich virtuose Studie über Wahn und Realitätsverlust" (culturmag.de)
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