Fritz J. Raddatz, Schriftsteller, Biograf, Literaturtheoretiker, ehemals Cheflektor bei Rowohlt und Feuilletonchef bei der "Zeit", eine schillernde Persönlichkeit des deutschen Nachkriegsliteraturbetriebs, legt hier seine zwischen 1982 und 2001 entstandenen persönlichen Tagebücher vor. (Tanja Blechinger) Die "editorische Notiz" zu Raddatz' Tagebüchern erläutert, dass deren Veröffentlichung wörtlich dem handschriftlichen Original folge, der Text weder neu formuliert noch redigiert oder stilisiert sei. Das mag löblich sein, für den nicht eingeweihten Leser allerdings führt es dazu, dass die Schilderungen meist zusammenhanglos, kryptisch und nebensächlich erscheinen. Wer sich für Raddatz als Person interessiert, lernt Einiges über seine Be- und vor allem Empfindlichkeiten, über seine Eitelkeiten und seinen Snobismus. Wer mehr verstehen will, muss Forschung betreiben oder ein Insider sein, der sich selbst im Tagebuch wiederzufinden hofft. Das angefügte Personenverzeichnis liest sich wie das "Who is who" der deutschen Literatur seit 1945. Mit dieser ist Raddatz, Jahrgang 1931, selbst Schriftsteller, Biograf, Literaturtheoretiker, ehemals Cheflektor bei Rowohlt, dann Feuilletonchef bei der "Zeit", eng verbunden. Alles, was hier Rang und Namen hat, geistert durch die "Tagebücher" des Mannes, der sich selbst als "Unruhestifter" (BA 11/03) sieht, und dafür sorgt, dass nicht wenige ihr "Fett wegkriegen". (3) (Tanja Blechinger)
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