Literatur und Ordensreform im 15. Jahrhundert
deutsche Abendmahlsschriften im Nürnberger Katharinenkloster
Am Beispiel der mittelalterlichen Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters wird der Einfluß der Ordensreform im 15. Jahrhundert auf die Literaturproduktion und -rezeption untersucht. An den überlieferten Bücherverzeichnissen des...
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Am Beispiel der mittelalterlichen Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters wird der Einfluß der Ordensreform im 15. Jahrhundert auf die Literaturproduktion und -rezeption untersucht. An den überlieferten Bücherverzeichnissen des Katharinenklosters wird die Auswahl, Anschaffung und Verwendung von Literatur nachgezeichnet. Dabei zeigt sich, daß im Kloster ein Interesse an jenem mystischen volkssprachigen Schrifttum lebendig war, das den reformtheologischen Vorstellungen von einer Laienlektüre besonders zuwiderlief, daß jedoch zur klösterlichen Lectio nicht die Schriften der spekulativen Mystik bevorzugt wurden, sondern die einer 'gemäßigteren' Mystik, die mit der Forderung einer Laienunterweisung in Einklang gebracht werden konnten. An den Eucharistietraktaten des Mönchs von Heilsbronn und Marquards von Lindau sowie an den Fronleichnamspredigten von Johannes Tauler und Gerhard Comitis wird die literarhistorische Bedeutung der Ordensreform, ihr Einfluß auf die Literaturrezeption herausgearbeitet. Diese bislang noch kaum untersuchten eucharistischen Schriften wurden im Kloster zur Lectio herangezogen und stehen durch die kirchliche Lehre von der Partizipation der Gläubigen am corpus mysticum in der Kommunion in enger Verbindung zur Mystik. An ihnen läßt sich beispielhaft zeigen, wie sich in der deutschsprachigen Abendmahlsliteratur vom Anfang des 14. bis zum 15. Jahrhundert ein Wandel vollzieht: Die spekulative Mystik Meister Eckharts wird von Tauler und Marquard erweitert und umgeformt bis sie schließlich Comitis als Vertreter der dominikanischen Ordensreform revidiert: Er verzichtet auf eine spekulative Theologie, greift auf das Abendmahlsverständnis des Mönchs von Heilsbronn zurück und predigt eine Kontemplationsmystik, die die Regelobservanz fördern und stärken soll.
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Textaneignung
das Frauenlegendar der Lichtenthaler Schreibmeisterin Schwester Regula
Literatur und Ordensreform im 15. Jahrhundert
deutsche Abendmahlsschriften im Nürnberger Katharinenkloster
Am Beispiel der mittelalterlichen Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters wird der Einfluß der Ordensreform im 15. Jahrhundert auf die Literaturproduktion und -rezeption untersucht. An den überlieferten Bücherverzeichnissen des...
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Am Beispiel der mittelalterlichen Bibliothek des Nürnberger Katharinenklosters wird der Einfluß der Ordensreform im 15. Jahrhundert auf die Literaturproduktion und -rezeption untersucht. An den überlieferten Bücherverzeichnissen des Katharinenklosters wird die Auswahl, Anschaffung und Verwendung von Literatur nachgezeichnet. Dabei zeigt sich, daß im Kloster ein Interesse an jenem mystischen volkssprachigen Schrifttum lebendig war, das den reformtheologischen Vorstellungen von einer Laienlektüre besonders zuwiderlief, daß jedoch zur klösterlichen Lectio nicht die Schriften der spekulativen Mystik bevorzugt wurden, sondern die einer 'gemäßigteren' Mystik, die mit der Forderung einer Laienunterweisung in Einklang gebracht werden konnten. An den Eucharistietraktaten des Mönchs von Heilsbronn und Marquards von Lindau sowie an den Fronleichnamspredigten von Johannes Tauler und Gerhard Comitis wird die literarhistorische Bedeutung der Ordensreform, ihr Einfluß auf die Literaturrezeption herausgearbeitet. Diese bislang noch kaum untersuchten eucharistischen Schriften wurden im Kloster zur Lectio herangezogen und stehen durch die kirchliche Lehre von der Partizipation der Gläubigen am corpus mysticum in der Kommunion in enger Verbindung zur Mystik. An ihnen läßt sich beispielhaft zeigen, wie sich in der deutschsprachigen Abendmahlsliteratur vom Anfang des 14. bis zum 15. Jahrhundert ein Wandel vollzieht: Die spekulative Mystik Meister Eckharts wird von Tauler und Marquard erweitert und umgeformt bis sie schließlich Comitis als Vertreter der dominikanischen Ordensreform revidiert: Er verzichtet auf eine spekulative Theologie, greift auf das Abendmahlsverständnis des Mönchs von Heilsbronn zurück und predigt eine Kontemplationsmystik, die die Regelobservanz fördern und stärken soll.
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