Sie war der weibliche Mittelpunkt des frühromantischen Kreises in Jena: Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel-Schelling, in zweiter Ehe mit August Wilhelm Schlegel verheiratet, dem Mitbegründer der Frühromantik, in dritter Ehe mit dem Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling. Ihr Leben war gelebte Literatur, Freiheit mit Nebenwirkungen. Schon ihre Vorgeschichte ist außergewöhnlich genug. Als Professorentochter verbringt sie die ersten Jahre im Umfeld der Göttinger Universität, umgeben von illustren Vertretern der deutschen Aufklärung. Früh verwitwet nach einer Konventionsehe, stürzt sie sich in das Abenteuer der Mainzer Republik. Sie nimmt die Freiheitsparolen wörtlich und bezieht sie auch auf das eigene Leben - mit allen Folgen, die sie, wie sie sagt, "nie bejammert". In einer Zeit, die vieles zur Disposition stellt, folgt eine Frau ihrem eigenen Lebensgesetz. Die "jungen Wilden" der Literatur, die um 1800 eine neue Dichtung und eine neue Philosophie, neue Lebensmodelle und eine neue Welthaltung propagieren, suchen danach, nach dem schöpferischen Gesetz. „Nach den Maßstäben des 18. Jahrhunderts verbrachte die Schriftstellerin Caroline Schlegel-Schelling ihr kurzes Leben in ziemlich unordentlichen Verhältnissen. Sie war alleinerziehende Mutter, hatte ein uneheliches Kind und mehrere Männer gleichzeitig... Auffallend ist freilich ihre lineare Erzählweise, die dem frühen, noch konventionelleren Leben Carolines genauso viel Gewicht und Raum gibt wie der "romantischen" Phase, die doch geistesgeschichtlich - und auch hinsichtlich der Emanzipation, inklusive "moderner" Liebesbeziehungen und "offener" Ehen - die weitaus interessantere ist. Aber das ist letztlich nur konsequent, geht es doch Appel ganz offensichtlich nicht vorrangig um die - bestens bekannte - Literaturgeschichte, sondern um eine umfassende Biografie dieser widersprüchlichen weiblichen Figur in einer widersprüchlichen, von Brüchen gezeichneten Zeit“ (dradio.de)
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