Die auf umfangreichen Archivrecherchen beruhende Studie des israelischen Historikers bietet eine umfassende Gesamtdarstellung der sogenannten "Todesmärsche", mit denen in den letzten Kriegsmonaten die Konzentrationslager vor den anrückenden Alliierten geräumt wurden. (Engelbrecht Boese) In seiner großen, auf umfassenden Archivrecherchen beruhenden Studie widmet sich der in Jerusalem lehrende Historiker einem Kapitel der NS-Herrschaft, das, wiewohl bekannt, bislang nie im Gesamtzusammenhang dargestellt wurde: den sogenannten "Todesmärschen", mit denen in den letzten Kriegsmonaten die Konzentrationslager vor den anrückenden Alliierten geräumt wurden. Es waren Märsche im Zeichen einer von Grund auf gewaltdurchseuchten Gesellschaft, improvisiert, chaotisch, ohne klare Befehle, ohne zentrale Steuerung, aber mit einem gnadenlosen Vernichtungsfuror, dem mindestens 250.000 Menschen, ein Drittel der noch lebenden KZ-Insassen, zum Opfer fielen - das letzte Aufbäumen eines zerfallenden Regimes, an dem viele noch mal teilhaben wollten, Parteileute, SS, Hitlerjugend, Volkssturm und oft auch normale Bürger. Blatman skizziert Routen, schildert Abläufe, analysiert Spezifika der stark von lokalen Gegebenheiten geprägten Märsche, und neben Darstellung und Analyse lässt er in den vielen Zitaten aus Briefen und Berichten immer wieder auch die Drastik der Ereignisse selbst aufscheinen. (2) (Engelbrecht Boese)
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