Es gibt Dinge im Leben, auf die kann man sich nicht vorbereiten. Vater werden ist so etwas. Was braucht es, um eine guter Vater sein zu können? Wo lernt man das, Vatersein? Diese Fragen stellt sich auch der natürlich restlos fiktionale Erzähler in »Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes«. Um Antworten zu finden, macht er sich eines Nachts, Hals über Kopf und ohne seinen Liebsten Bescheid zu geben, auf den Weg in einen riesigen, mythischen Wald. In diesem soll der sagenumwobene »Reuber« leben. Ihn, den keiner kennt und den seit Jahren niemand mehr gesehen hat, will er ausfindig machen und von ihm lernen. Bei ihm will er die vielleicht wichtigste Ausbildung absolvieren – nicht im Leuteausrauben natürlich, sondern darin, wie man ein Vater wird, der sein Kind in jeder Lebenslage zu beschützen weiß. Tatsächlich findet er den Reuber auch, oder besser gesagt: der Reuber findet ihn. Nach deutlichen Annäherungsschwierigkeiten erkennen sie, was sie voneinander lernen können. Das hat mit Feuer machen zu tun, mit Atmen, mit durch die Bäume jagen und damit, wie man sich im Wald ernährt. Und es hat mit Mut zu tun – dem Mut, mindestens so laut zu grölen wie der Reuber, aber vor allem auch dem Mut, irgendwann aus dem Wald zur Familie zurückzukehren, um endlich das sein zu können, was man geworden ist: Ein richtiger Vater. „Väter machen in Kinder- und Jugendbüchern häufig nicht so eine gute Figur. In Heinrichs Roman ist die Hauptfigur gerade erst Vater geworden und darf erklären, wieso er mit dieser neuen Rolle Mühe hat und wie er lernt sie anzunehmen und auszufüllen. Dabei gelingt dem Autor der Spagat zwischen Kinder- und Erwachsenenbuch erstaunlich gut. Fragt der Leser sich anfänglich noch, wer wohl die Zielgruppe dieser Geschichte sein mag – eine Frage, die sich der Autor beim Schreiben laut eigener Aussage nicht stellt –, findet er doch schnell in die Reubergeschichte hinein und lässt sich von der fantasievollen Geschichte und den eigens für den Reuber erfundenen Synonymen für geräuschvolles Sprechen – der „Klaviatur des Grüllens und Gnurchens“ – mitreißen“ (booknerds.de)
|