Das >Haus der Ruhe< ist eine Probestation für den Ernstfall. >Der ist zwar längst eingetreten ... Der beginnt mit der Geburt; aber das, worauf wir uns hier vorbereiten, ist seine Verschärfung im Tod.< Die Menschen in Eleonore Freys neuem Buch sind solche, die keine Zukunft mehr haben, die >zeitlos sind, weil sie keine Zeit mehr haben.< Aber viel passiert in diesem Transit-Raum, in dem Tag und Nacht, Jahres- und Tageszeiten aufgehoben sind: Erinnerungen verweben sich mit Gegenwärtigem, Traum und Einbildung mit Wirklichkeit. Und an Stelle der vermeintlichen Stille und Abgeschiedenheit herrscht eine nahezu orkanartige Geräuschkulisse. >Meine vier Wände öffneten sich aller Welt.< So wird das Zimmer der Erzählerin im Haus der Ruhe zu ihrem letzten Aussichtspunkt in die Welt, von dem aus sie die die Dinge und Ereignisse Revue passieren läßt: die Liebesgeschichte zwischen ihrem Sohn und ihrer Pflegerin, die Entscheidung des Personals für Revolution oder Diktatur, den Kapitän, der zu einer Schiffsreise einlädt, eine Sängerin, die >einen großen Namen hatte<, ihren ausgestopften Papagei, die Tochter Ada, auf die kein Verlaß ist, den Direktor, der >schlimmer als krank ist< ... In gewohnter stilistischer Präzision bricht Eleonore Frey konventionelle Bedeutungen, läßt, wo soeben noch Eindeutigkeit herrschte, Ambivalenzen entstehen, um diese sogleich wieder in eine andere, eine neue Klarheit hinüber zu holen. In dem so seltenen Tonfall ironischer Melancholie erzählt sie die Geschichte einer Welt, die auf der Erde keine Zukunft mehr hat.
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