Der renommierte Sportjournalist erzählt die Geschichte der "Eroberung" oder Besteigung der Alpen quasi von "unten". Das heißt, nicht die üblichen und verbrieften Bezwinger stehen im Rampenlicht, sondern die namenlosen Wegbereiter, Wilderer, Schmuggler, Hirten oder Bergvagabunden. Zugleich gibt Krauß der unbequemen und noch immer gern verschwiegenen Rolle der Alpen- und Touristikvereine bei "Judensäuberung", Kriegstreiberei oder sozialer Ausgrenzung breiten Raum. Er beschreibt den grassierenden Antisemitismus, der lange vor 1933 Fuß fasste oder die akademische Arroganz und er relativiert den angeblichen und eher zaghaften Widerstand gegen die totale Gleichschaltung. Mit Eifer und Akribie hat Krauß Zeitzeugen befragt, Archive durchforstet und damit eine schmale, lesbare und erhellende Alpingeschichte verfasst. Zurechtgerückte Fakten von 1770 bis zur Gegenwart, die in dieser Schonungs- und Lückenlosigkeit überfällig waren. Punktuell findet man solch kritische Aufarbeitungen in H. Höfler: "Nanga Parbat" (ID-G 11/03); P. Grupp: "Faszination Berg" (ID-G 19/08), oder K. Nickel: "Dyhrenfurth" (ID-G 23/07). (3) (Robert Elstner) Als Geburtsstunde des Alpinismus gilt die Erstbesteigung des Mont Blanc 1786. Seither besteht die Geschichte des Bergsteigens aus einer Chronik der Erstbesteiger und ihres Ringens mit den höchsten Gipfeln. Aber neben dieser offiziellen Geschichte gibt es eine andere - denn vor den Erstbesteigern waren andere da: Bauern, Schmuggler, Fluchthelfer, Hirten. In dieser anderen Geschichte geht es nicht um Rekorde, sondern um die Menschen am Berg, um die Natur und auch um die Veränderung der Welt. Martin Krauß erzählt die Kulturgeschichte des Alpinismus neu, "von unten" - spannend, kenntnisreich und mit verblüffenden Funden aus der Schweiz. „Die Geschichte des Bergsteigens ist voller Heldenepen. Erstbesteigungen dienten oft als Ausweis nationaler Stärke. Wenig gewürdigt hingegen wurden in der Historiographie bisher die Lastenträger, Fluchthelfer, Wilderer und Schmuggler. Diese Lücke schließt nun der Autor Martin Krauß mit einer kleinen, aber feinen historischen Studie“ (dradio.de)
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