"Wo sein Pferd vorbeigeritten ist, wächst Gras", erklärt Andre Bazin mit Blick auf den Westernhelden, der dem französischen Filmkritiker und ersten wichtigen Theoretiker des Westernfilms als archetypischer Wegbereiter der Zivilisation gilt. Mit seiner Ankunft, so ließe sich Bazin verstehen, verwandelt sich die Wüste in einen Garten, bricht eine neue Zeit an, genauer: wird durch die Kultivierung das zeitlose Sein der Wildnis in Geschichte überführt. Natürlich stellt diese Transformation nichts anderes als einen Mythos dar, der seinerseits die Geschichte tilgt, um sie in ein komplexitätsreduziertes und widerspruchsfreies Narrativ zu verwandeln. Hierin offenbart sich seine speziell von Roland Barthes profilierte reinigende Kraft, die wir im ältesten Filmgenre der Welt allerorten am Werk sehen, wobei sie in Handlungen zum Tragen kommt, die genau genommen von nichts anderem als Säuberungsakten berichten. Denn um Kulturbringer sein zu können, muss der Westernheld sich reinigend betätigen, das heißt zum Cleaner werden, der der heranrückenden Zivilisation Platz schafft. Er tut dies, indem er die Zivilisationsverweigerer- und -arretierer, die Indianer und Banditen, wahlweise ins Reservat, Gefängnis oder Grab, mindestens aber aus der Stadt befördert.
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