Max Frisch und Ingeborg Bachmann hatten über 4 Jahre (1958-1962) eine Liebesbeziehung, wohnten in Zürich und Rom zusammen, und ließen doch kaum etwas über ihre Beziehung nach außen dringen (so existiert kein einziges Foto von beiden). Menschlich und schriftstellerisch trennten beide allerdings Welten, und entsprechend schwierig und gefährdet war diese Beziehung von Anfang an. Ihr Scheitern wurde für beide zum Trauma, das ihren weiteren Lebensweg überschattete und das sie auch literarisch immer wieder thematisierten. Grund genug also, diese Schriftsteller-Beziehung einmal als Ganzes zu dokumentieren und aus der Perspektive beider Autoren auszuleuchten. Ingeborg Gleichauf, Spezialistin für Schriftsteller/-innen-Biografien ("Denken aus Leidenschaft", BA 3/09), gelingt es, diese vielleicht "spannendste Dichterbeziehung des 20. Jahrhunderts", fesselnd zu erzählen und an vielen Zitaten anschaulich zu belegen. Trotz mancher sprachlichen Klischees und bedauerlicher Lücken (vor allem bei den Bezügen zum literarischen Werk): eine gelungene Doppel-Biografie und eine berührende Liebesgeschichte. (2) (Ronald Schneider) Für vier Jahre, zwischen 1958 und 1962, waren sie ein Paar: Ingeborg Bachmann und Max Frisch. Ein Paar allerdings, von dem es keine gemeinsamen Fotos gibt und über das nur wenige Details nach außen drangen. Doch die beiden haben Spuren hinterlassen: in Paris, wo ihre leidenschaftliche Liaison beginnt, in Zürich, wo sie eine gemeinsame Wohnung beziehen, und in Rom, wohin Frisch seiner Geliebten folgt und bald von Eifersucht geplagt wird. Selbstkritisch gesteht er: "Das Ende haben wir nicht gut bestanden, beide nicht." Noch über den schmerzvollen Bruch hinaus beziehen sie sich in ihren Werken aufeinander, geben sie in ihren Texten innerste Gefühle und Verwundungen preis. Ingeborg Gleichauf erzählt die Geschichte einer so großen wie unmöglichen Liebe. „Ingeborg Gleichauf ist der Meinung, der Gefühlskosmos zweier Dichter sei «um ein Vielfaches komplizierter» als jener gewöhnlicher Leute. Diesem Kosmos nähert sie sich an, was ihr streckenweise mit schöner Empathie gelingt. Sie kommt zum Schluss, das römische Zusammenleben der Schriftsteller habe sich eingerichtet im «Gleichklang» zwischen «Theatralik und Poesie». Das ist ein interessanter Gedanke. Doch das Trennende war stärker und führte zum Bruch, verletzend vor allem für die Frau, nachhaltig schmerzlich aber auch für den Mann. Was Bachmanns Beziehung zu Frisch betrifft, kommt es einem vor, als würde sie erst nach seinem Weggang als komplexe Person erkennbar“ (NZZ)
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