Die Rezeption von Thomas Bernhards Werk einschließlich der Sekundärliteratur, ebenso eine narratologische Analyse des Untergeher und Bernhards Selbstcharakterisierung als 'Geschichtenzerstörer' legen nahe, daß im Untergeher Handlung und Inhalt als Generationssystem systematisch unterlaufen werden. Alternative Generationsprinzipien müssen im Bereich der formalen Organisation des Textes gesucht werden. Bernhards Interesse an Musik, die Thematik des Untergeher und Aussagen der Sekundärliteratur suggerieren musikalische Strukturen und speziell Bachs Goldberg-Variationen als wahrscheinlichstes Generationsprinzip. Der Untergeher muß also analog zu den Goldberg-Variationen aus 30 (oder einer Zahl nahe 30) 'Variationen' bestehen. Da Bernhards Werk jedoch nach drei kurzen Anfangsabschnitten keine Abschnittseinteilung aufweist und auch nach narratologischen Kriterien keine Einheiten ersichtlich sind, wurde quantitative Analyse herangezogen, um die Segmentierung des Textes aufzufinden. Die gewählte Methode der Clusteranalyse basiert auf einer algorithmischen Sequenz relativ einfach verstehbarer Einzelschritte. Jeder der Schritte erlaubt, zwischen einer Anzahl alternativer Rahmenbedingungen zu wählen. Dadurch erhält die Methode eine Flexibilität, die ihre Anwendung in den unterschiedlichsten Bereichen ermöglicht. Der Nachteil der Flexibilität der Rahmenbedingungen ist, daß es für jedes Problem mehrere mathematisch gesehen gleichberechtigte Lösungsmöglichkeiten gibt. Es wurde daher Fuzzy Sets Theorie benützt als ein Modell, das sich zur Analyse komplexer, mathematisch schlecht definierter Systeme an menschlichen Denkprozessen und der intuitiven Urteilsfähigkeit orientiert. Außerdem wurde von Neural Networks die Idee des ‚Trainierens' der Methode übernommen. Nachdem die makrostrukturelle Übereinstimmung des Untergeher mit den Goldberg-Variationen erwiesen ist, können auch die anderen Übereinstimmungen von Bernhards Text mit Bachs Variationswerk, Barockmusik und schließlich Musik allgemein als Teil des Generationssystems ...
|