Eigentlich ist es ein ehernes Gesetz: Johann und Tilda, Tilda und Johann. Das Baumhaus in Tildas Garten hat Johanns Vater gezimmert, also wird es nicht mehr lange dauern, bis Johann dort mit ihr schlafen wird. Der wartet nur noch auf eins: Schamhaare. Doch dann bricht alles aus den Fugen. Das Land versinkt im Terror der RAF, Tilda schreibt Liebesbriefe an Andreas Baader und bringt dann einen älteren Jungen mit, der genauso aussieht, Sebastian. Johann weiß: Paar ist eine Sache für zwei. Ohnmächtig den Gegebenheiten ausgeliefert, reift in ihm ein gewaltsamer Plan: Mach kaputt, was dich kaputt macht. Denn drei sind einer zu viel. Trial and Terror, Ohnmacht und Gewalt, wie ein Junge, ein Mädchen und ein ganzes Land gleichzeitig die Unschuld verlieren, verbindet Jelle Behnert zu einer messerscharfen Geschichte. So hat die bleiernen Jahre der späten Siebziger noch niemand erzählt. „Jelle Behnert wählt eine poetisch aufgeladene Sprache, die aber bisweilen eher komisch wirkt, wie in folgendem Beispiel, bei dem auch die Grammatik etwas knirscht: „Mein Herz klopft, als wenn ich zusehe, wie ein Komet brennend die Atmosphäre durchbricht und auf der Erde einschlägt!“ – oder in diesem: „Tilda sammelt Eispapierschirmchen und Schmetterlingsspangen. Ich sammle ihre Grausamkeiten. Ich habe die immer in einem Lappen. Dieser Lappen ist meine Seele. Man spürt die Seele erst, wenn sie verletzt wird. Erst dann weiß man, dass man eine hat und aus welchem Stoff sie besteht. Meine Seele ist ein Lappen, wo sie Iiiih! und Bäh! eingestickt hat.“ Trotz einzelner eindringlicher, mitunter auch poetischer Passagen halte ich den Roman als Ganzes für nicht geglückt: Er hat eine Künstlichkeit, die womöglich sogar bewusst intendiert ist. Insbesondere dann, wenn den Jugendlichen eine Sprache und ein Denken anverwandelt wird, die ich nicht für glaubwürdig halte. Dazu gehört auch eine Art Geraune mit Anspielungen und Vorausdeutungen, die jedoch fast untergehen, weil sie nur beiläufig erwähnt werden“ (literaturkritik.de)
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