Zwei Stuben, 9 Kinder, Krankheiten die Fülle: "Und jeder war zufrieden. Meutern gabs nicht, musst ja aushalten wie Winterkorn im Feld". So begann das Leben der Jule Andersen (1891-1975) aus Kiel, die der 45 Jahre jüngere Autor (ID-A 48/10) in ihren letzten 12 Lebensjahren mit seinem "Klöterkasten" (Tonbandgerät) besuchte. Selbstbewusst erzählt sie von ihrem "Scheißleben", in dem es öfter "nix to freeten" gab. Erzählt rau und ironisch ("Der küsste mich immer doller. Hab ihm zwei in die Fresse gegeben"), provozierend offen ("... Kriege wirds immer geben, damit das alles von der Welt kommt, was zuviel ist"), drastisch und sarkastisch ("Heinrich starb an Darmverschluss, kreeg sein ganzen Mors opreeten, war aber nichts mit Schietbüdel"), zuletzt auf ihre Art weise, da ist ihr "leichenwohl". - Ein unvergleichliches Dokument der Gedanken- und Gefühlswelt, des Lebens und Alltags einer selten gewürdigten Schicht, im Norden Grundbestand, im Süden bitte nicht vor den paar Sprachhürden zurückschrecken. (2) (Heidrun Küster) Selbstbewusst erzählte die 1891 in unterstem sozialen Milieu geborene Kielerin dem Autor 12 Jahre lang, bis zu ihrem Tod 1975, ihr "Scheißleben". Das unvergleichliche Dokument einer Zeit, der Gedanken- und Gefühlswelt einer selten gewürdigten Schicht. (Heidrun Küster)
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